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Erfahre mehr über das spannende Startup

Gründer-Geheimnis Caju: Bio-Cashews ohne Umwege

Bis die kleine Cashew, wie wir sie heute kennen, bei uns auf dem Tisch oder im Studentenfutter landet, ist sie bereits auf Weltreise gegangen. Rund 32.741 Kilometer legt sie zurück bis sie es zu uns nach Deutschland geschafft hat. Das liegt jedoch nicht daran, dass sie so weit entfernt angebaut wird. Denn die Cashew wird oft in Afrika angebaut, zur Verarbeitung dann aber noch einmal nach Asien geschickt – obwohl Afrika längst die Ressourcen für die Verarbeitung hätte. Die Gründer Robert und Felix zeigen, dass es auch anders geht!

Mit caju wird der Weg der Cashew deutlich schlanker, der Zwischenstopp in Asien und damit zahlreiche Emissionen werden gespart. Denn die Früchte der Cashew sind 5mal schwerer und voluminöser als der eigentliche Kern. Werden fünf Container frischer Früchte nach Asien geschickt, wird daraus gerade einmal ein Container verzehrfertiger Cashewkerne. Der Vergleich der Emissionen ist schockierend, auf der herkömmlichen Route werden rund 17.000 kg CO2 verbraucht, auf der Route von caju nur 1.300. Neben der reduzierten Umweltbelastung schafft dieser Produktionsweg außerdem faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen im Anbauland der Cashews. Außerdem werden Bio-Landbau und Permakultur gefördert. Ein rundum durchdachtes Konzept!

Doch nicht nur die Herstellung der Cashews überzeugt, sondern auch der Geschmack. Neben der klassischen Version gibt es auch die beiden Sorten Rosemary Herbs und Caramel Cacao. Diese sind im Online-Shop oder auch in ausgewählten Geschenkläden und Boutiquen erhältlich. Gerade führen die beiden Gründer erste Listungsgespräche, vielleicht gibt es also bald schon die Möglichkeit, die Snacks im Supermarkt zu kaufen. Wir haben mit Gründer Robert gesprochen und er hat uns von dem Aufbau des spannenden Startups erzählt.

Phase 1 – Ideenfindung

Wie genau entstand die Geschäftsidee für caju?

Auf einer Bali-Reise im Jahr 2017 stieß ich auf einen inspirierenden Gründer, einen amerikanischen Landwirt, der auf Bali eine Cashewproduktion aufgebaut hat. Seine Vision war es, nicht nur qualitativ hochwertige Cashewprodukte zu entwickeln, sondern in erster Linie Arbeitsplätze zu schaffen und eine Region zu transformieren. Fasziniert von seinem Engagement begann ich, die Produkte in den balinesischen Supermärkten und in den Hotels (Minibars) zu entdecken, in denen ich während meiner Reise eincheckte. Der Geschmack und die Qualität waren auf höchstem Niveau und ich war beeindruckt von der nachhaltigen Produktion mit regionalen natürlichen Zutaten.

Die Idee ließ mich nicht mehr los. Zuhause in Deutschland begann ich, meine eigene Leidenschaft für Cashewprodukte zu entdecken. Ich experimentierte mit verschiedenen Coatings und entwickelte neue Geschmackskombinationen, inspiriert von den Rezepten auf der Verpackungsrückseite. Doch mir wurde schnell klar, dass die Gründung eines solchen Unternehmens eine Aufgabe war, die man nicht alleine schaffen kann und Experten braucht. Die Idee ruhte immer wieder über Monate und ich kam nicht in die Umsetzung, da ich meine erste Gründung nicht vernachlässigen wollte. Plötzlich stieß ich bei einer nächtlichen Google-Suche auf das sympathische Ehepaar, bestehend aus einem Togolesen und einer Deutschen, die bereits dabei waren, eine Cashewproduktion in Sokodé, Togo, Westafrika, aufzubauen. Ihre Begeisterung etwas zu verändern und das Know-how im Bereich der Cashewverarbeitung faszinierten mich sofort. Ich entschied mich, den Schritt zu wagen und schrieb ihnen eine E-Mail, fuhr nach einer positiven Rückmeldung zum Bodensee und wurde doch glatt nach Togo eingeladen, mir die Produktion anzuschauen. Ich lernte Togo und die Farmer:innen dort kennen und baute die ersten Beziehungen auf.

Wie ging es dann weiter?

Kurz nach der Wiederkehr kam Corona und legte die Pläne auf Eis, obwohl ich grade erst 2 Berliner Videographen begeistern konnte mich kostenfrei nach Togo zu begleiten für einen Crowdfunding Film. Im Sommerurlaub 2022 traf ich zufällig auf Felix Löhr, meinen heutigen Mitgründer, der noch an seinem Master-Abschluss in Sales arbeitete und mich als kreativen/visuellen Typen ideal ergänzen würde und das Projekt nahm wieder Fahrt auf. Obwohl wir uns erst seit zwei Monaten kannten, entschieden wir uns, gemeinsam das Abenteuer einzugehen mit dem Ziel dem durch Corona stark geschwächten Ehepaar beim Vertrieb und der Vermarktung Ihrer Cashews zu helfen. Wir mieteten ein Büro in einem Hinterhof in Ehrenfeld an, reisten diesmal zu Dritt nach Togo und nutzten unsere Ersparnisse, um die @togocashews GmbH zu gründen. Der Dritte im Bunde ist Charles Mugarura, Spezialist für regenerative Landwirtschaft aus Uganda, der als Bindeglied und Tutor agieren soll. Wir konnten eine erste Farmerschulung ermöglichen, um nachhaltige Landwirtschaftspraktiken auf den Cashew Plantagen zu implementieren. Charles ist uns förmlich zugelaufen und wir investierten teure Flüge damit Charles von Anfang an dabei sein kann.

Wie habt ihr euer Unternehmen weiter vorangetrieben?

Felix und ich arbeiten seit Gründung Vollzeit am Projekt. Bei unseren Recherchen erfuhren wir, dass noch immer 90 Prozent der westafrikanischen Cashew-Ernte nach Asien exportiert wird, wo sie unter fragwürdigen Bedingungen verarbeitet wird. Dies führte nicht nur zu unnötigen CO2-Emissionen, sondern sämtliche Möglichkeiten für lokale Wertschöpfung und Armutsreduzierung in Togo bleiben so nahezu ungenutzt. Diese Faktenlage spornt uns an und alles macht unglaublich viel Sinn für das große Ganze und unserer Idee von einer gerechteren Welt.

Mit unseren Cashewprodukten möchten wir nicht nur köstliche Snacks anbieten, sondern auch bewusste Kaufentscheidungen fördern. Unser klares Ziel ist es, eine Listung im Lebensmitteleinzelhandel zu erreichen, um die Anzahl der in Togo verarbeiteten Cashews weiter zu maximieren. So möchten wir möglichst viele Menschen auf die bestehenden Missstände in der Cashew-Industrie aufmerksam machen und ihnen eine Alternative bieten zum herkömmlichen Angebot. Durch den Kauf unserer Produkte kann man aktiv zur Gestaltung einer neuen, sozial gerechteren Welt beitragen.

Wie lief die Namensfindung ab? Warum habt ihr euch für “caju” entschieden?

Ursprünglich sind wir als togocashews GmbH gestartet, was die Sourcing Region und das Thema Cashew für uns am besten beschrieben hat. Nach einem Markenworkshop mit unserer Brand Agentur DIO Studios haben wir uns aber dazu entschlossen eine klare Trennung zwischen unserem B2B und B2C Business zu schaffen. Der Markenname unserer Consumer Brand ist dabei auf “CAJU” gefallen. Er sollte einfach und leicht zu merken sein und hat einen schönen Klang haben. Es ist das portugiesische Wort für Cashew und häufig auch ein Spitzname für den Baum selbst. Togocashews bleibt als B2B Dachmarke weiterhin bestehen.

Wie und wann habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?

Robert hat anhand des Erfolges des Sozial-Unternehmens aus Bali gesehen, dass dort Potenzial ist auf vielen Ebenen (sozial, ökonomisch, ökologisch) und ein echtes Problem adressiert wird. Felix hat daraufhin unseren Case zahlenmäßig gegengeprüft, ob das Modell profitabel und skalierbar ist.

Phase 2 – Planung

Beschreibt bitte eure nächsten Schritte: Wie habt ihr euch informiert?

Wir haben auch selbst vieles “ergoogeln” müssen und durch meine Vorerfahrung als Solo-Gründer und Felix‘ Wissen aus dem Studium, konnten wir uns von Stage zu Stage bootstrappen. Außerdem haben wir uns intensiv mit den Geschäftsmodellen von Tony’s, Nucao und Jokolade auseinandergesetzt und mit anderen Gründern und Gründerinnen gesprochen und geschaut was bereits funktioniert.

Wie habt ihr den Businessplan erstellt?

Den Businessplan haben wir mithilfe einer Beratungsfirma und der finanziellen Unterstützung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erstellen lassen, in einem Workshop. Das können wir auch anderen Gründern empfehlen!

Welche Schritte standen noch an, bis eure Plattform online ging?

Da standen wirklich zahlreiche Schritte an, wie zum Beispiel Rezeptentwicklung und Produzentensuche, die Entwicklung der Marke inklusive Zielgruppenanalyse und Branding. Bei den letzteren Punkten haben wir mit DIO Studios einen starken Partner im Branding Bereich gefunden. Sie haben uns beim gesamten Strategie- und Design-Prozess intensiv unterstützt, unser Branding und Verpackungen gestaltet und Media Content produziert. Vor Produktion mussten dann noch Abfüller und Zertifikate ausgewählt werden. Natürlich gehören auch Schritte wie die Kalkulation, eine Shopify Shop Erstellung und das Anmelden bei Social Media und Verkaufsplattformen hier dazu.

Phase 3 – Gründung

Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?

Zum einen zeigt das die wachsende Nachfrage. Der weltweite Konsum von Cashew-Nüssen nimmt stetig zu, da sie als gesunde Snackalternative immer beliebter werden. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Cashew-Produkten. Auch Nachhaltigkeit ist hierbei ein Riesenthema: Die Cashew-Industrie steht vor Herausforderungen im Zusammenhang mit Umwelt- und sozialen Aspekten. Durch innovative Konzepte und Lösungen können angehende Gründer dazu beitragen, die Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette zu verbessern. Angefangen bei der nachhaltigen Landwirtschaft und Ernte bis hin zur Verarbeitung und Vermarktung der Produkte. Ausschlaggebend war auch die Skalierbarkeit: Die Cashew-Industrie bietet Möglichkeiten für Skalierbarkeit und globales Wachstum. Durch die Entwicklung innovativer Produkte, den Einsatz moderner Technologien und die Erschließung neuer Märkte können angehende Gründer ihr Unternehmen über die Grenzen hinaus ausbauen. Unsere entwickelten Konzepte und Ansätze in der Cashew-Industrie können jetzt natürlich auch auf andere Bereiche und Rohstoffe übertragen werden.

Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Welche Fehler habt ihr gemacht? 

Wir haben im ersten Monat der Gründung blauäugig für 20.000 Euro 2 Tonnen Cashews bei unserem ersten Partner gekauft, die wir bis heute nicht erhalten haben. Er nahm das Geld und finanzierte einen neuen Maschinenpark, um sein Auftragsvolumen zu vergrößern, was wir natürlich im Kern gut heißen – aber weil diese Zweckentfremdung nicht kommuniziert wurde, dachten wir zwischenzeitlich, abgezockt worden zu sein. Anderen Startups hätte das vermutlich in der Startphase den Rücken gebrochen, plötzlich auf die Ware/bzw. 20.000 Euro verzichten zu müssen. Da wir aber gemeinsam 80.000 Euro angespart hatten, konnten wir glücklicherweise mit dem restlichen Budget fortfahren. Mittlerweile ist das Verhältnis wieder besser und der Partner ist bald wieder lieferfähig, sodass wir unsere Ware hoffentlich doch noch bekommen.

Durch diese Problematik mussten wir Ausschau nach weiteren Partnern halten und konnten so die Lieferfähigkeit anfangs schon sicherstellen, weil wir zwei weitere Produktionen mit unseren Werten fanden, die mit uns skalieren können. Unser Learning: Abhängigkeiten zu Lieferanten vermeiden! In unserem Fall ein sehr wichtiges Learning, also denkt daran immer links und rechts schauen und zu vergleichen, egal bei welchem Themenfeld.

Phase 4 – Wachstum

Was macht caju so besonders?

Unsere Story und die enge Zusammenarbeit mit dem Anbauland bzw. der Ernteregion, das ist einzigartig. Wir fahren einen ganzheitlichen Ansatz, das heißt:

  • direkter fairer Handel ohne Umweg
  • natürliche, pflanzliche Zutaten
  • Cashews aus regenerativem Öko-Landbau
  • verarbeitet unter fairen Bedingungen in der Ernteregion
  • 100% Mono-Kunststoff-Verpackung
  • Reinvestierung in den aufbau selbstversorgender landwirtschaftlicher Gemeinschaften (https://www.tpei.africa/)

Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt?

Vor allem Instagram: 1.700 Follower organisch in 3 Monaten – TikTok soll nachziehen. Gewinnspiele mit Marken die zur eigenen Marke passen, sind gut für die Brand Awareness. Straßenfeste und Events mitnehmen und auch selber in die Kamera sprechen ist super wichtig (machen wir auch noch zu wenig). Wir haben in Togo Aufnahmen gemacht und sie für Social Media aufbereitet. Diese sind sehr gut ankommen, geben Trust und machen es authentisch.

Welche geheimen Tipps könnt ihr angehenden Gründern geben?

Abschließend möchten wir angehenden Gründern unsere zehn besten Tipps geben:

  1. Verbrenn’ dein Geld nicht für Performance oder Influencer Marketing – versuche erst organisch zu wachsen und Kooperationen zu machen (Awareness stärken)
  2. Mach’ Bartadeals mit ausgewählten Micro Influencern und lokalen Unternehmen.
  3. Pass auf mit den Fixkosten, Timing ist hier sehr wichtig. 
  4. Baue dir dein LinkedIn-Netzwerk auf und finde Mentoren. Es ist keine Niederlage, um Hilfe zu bitten. Sondern es ist eine Fähigkeit, ein Netzwerk aufzubauen, das dich ergänzt und deine Schwächen ausgleicht. Es gibt Experten für all das, was du nicht kannst oder weißt. So wirst du selber zum Experten, wenn du dich durchfragst.
  5. Nutze jede Gelegenheit wie (Gründer-)Events, Messen, Straßenfeste und Märkte, um Feedback einzuholen und organisch zu wachsen. Dokumentiere das bei IG, TikTok, LinkedIn.
  6. Schau, dass dein Shop möglichst Sales Driven aufgebaut ist. 
  7. Überlege, ob es einen B2B-Markt gibt, der dein Standbein sein kann.
  8. “Einfach mal machen” Ja, finden wir gut, aber bitte mit (Finanz-)Planung. 
  9. Geduldig sein und vor allem freundlich. Denn wer arbeitet gerne mit unsympathischen Menschen zusammen.
  10. Wähle einen Steuerberater der gerne ans Telefon geht und sich Zeit nimmt für dich und deine Fragen und fair abrechnet.
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Über den Autor

Autorenprofil: Luisa Färber

Luisa Färber

Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.

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