Interview mit den fünf Gründern
Gründer-Geheimnis driveMybox: Nachhaltigkeit und Digitalisierung für Container Transporte
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Die Logistik eines Unternehmens ist meist ein Teilbereich, der nicht gerade von Digitalisierung und Modernität geprägt ist. Alte Systeme haben sich bewährt, daher muss ja auch nichts geändert werden. Das haben die fünf Gründer von driveMybox ganz anders gesehen. Sie wollen mit ihrem Unternehmen das volle Potenzial der Container-Transport-Branche ausnutzen. Dabei hält das große Gründerteam fest zusammen. Patrick Jandt ist der CEO des Unternehmens, Gordon Friza der CFO (Chief Financial Officer), Karim Youssef der COO (Chief Operating Officer), Dr. Leonard Heilig der CTO (Chief Technology Officer) und Aaron Spandehra der CBDO (Chief Business Development Officer) des Unternehmens. Was das Gründerteam antreibt und welche Meilensteine sie schon erreicht haben, erfährst du im folgenden Interview.
Phase 1 – Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für driveMybox? Beschreibt bitte den genauen Moment.
Karim: Die Geschäftsidee für driveMybox entstand tatsächlich bereits 2013. Zu dieser Zeit arbeiteten Patrick und ich gemeinsam bei einem großen deutschen Logistikunternehmen in der IT. Ich entwickelte dort ein Transport-Managementsystem für ein kleines Transportunternehmen mit ca. 45 Fahrzeugen. Das System umfasste eine App-basierte Kommunikation mit den LKW-Fahrern und sollte den Austausch von Daten digitalisieren und somit erleichtern. Das System wurde rein als geschlossenes System für das Transportunternehmen entwickelt. Nach der Fertigstellung des Projekts fragte ich mich, ob diese Art von Kommunikationssystem nicht auch im großen Maßstab funktionieren könnte. Durch den digitalen Austausch könnten wir so gleichzeitig Transparenz in der gesamten Container-Transport-Branche schaffen. Ich involvierte Patrick und kurz darauf war die Idee eines Ubers für Container-Transporte geboren.
Wie lief die Namensfindung ab? Warum habt ihr euch für “driveMybox” entschieden?
Patrick: Das ist eine lustige Geschichte. Wir haben uns zu fünft den Kopf zerbrochen und gemeinsam überlegt, welcher Name unser digitales Produkt am besten beschreiben könnte und gleichzeitig interessant sein würde. Am Ende hat meine Assistentin Melanie die zündende Idee gehabt, und hat driveMybox in die Runde geworfen. Die genaue Schreibweise wurde später noch festgelegt.
Wie und wann habt ihr erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Karim: Durch mein voriges Projekt war uns von Anfang an klar, dass digitale Plattformen in der Logistik-Branche großes Potenzial haben. Doch die Logistik ist nicht gerade für Innovation und Veränderung bekannt. Daher dauerte es noch 3 weitere Jahre bis sich die Branche so langsam anfing zu verändern. Anfang 2016 hatte Forto, ehemals Freighthub, eine Plattform-Lösung aufgebaut, und auch andere digitale Plattformen wie InstaFreight und Sennder wurden auf dem Markt eingeführt. Diese Plattformen hatten sich jedoch auf Teilladungen spezialisiert, weiterhin gab es keine Plattformlösung für Container-Transporte.
Unser Team erweiterte sich durch Gordon, Aaron und Leonard, der durch seine Expertise in KI und Machine Learning schließlich den Stein ins Rollen brachte. Wir konnten nun neben der Plattform und der App, über die die Transporte abgewickelt werden sollten, noch einen weiteren Baustein zu unserer Innovation hinzufügen: eine komplexe Optimierung, die es möglich machte, alle Eventualitäten während des Transportprozesses digital abzubilden und automatisch darauf zu reagieren. Mit diesem Schritt stand dem Erfolg unserer Idee nichts mehr im Wege.
Phase 2 – Planung
Wie habt ihr euch informiert? Wie habt ihr euch bei der Planung unterstützen lassen?
Aaron: Da wir alle aus der Branche kommen, waren die nötigen Erfahrungen und das Wissen aus unserem Arbeitsalltag bereits da, und die Idee der digitalen Plattform konnte gemeinsam im Gründerteam durchdacht und entwickelt werden.
Wie Karim vorhin schon erzählt hatte, kamen Gordon, Leonard und ich etwas später hinzu, um das Projekt mit unserer Expertise zu bereichern. Auch ich komme genau aus der Branche, habe 13 Jahre lang in einem Container-Terminalbetrieb gearbeitet, in dem ich ursprünglich auch gelernt hatte. Nach meiner Lehre habe ich ein berufsbegleitendes Studium absolviert und mich innerhalb des Studiums auf Digitalisierung spezialisiert. Daher war der Punkt, die Branche zu digitalisieren und so zukunftsgerichteter werden zu lassen, die Hauptmotivation für mich, Teil von driveMybox zu werden. Da besonders Karim und auch ich also von den bestehenden Problemstellungen der Container-Transportbranche tagtäglich selbst betroffen waren, konnte durch die zusammengebrachte Expertise ein nachhaltig funktionierender Plan mit verschiedenen Komponenten aufgebaut werden. Unterstützung haben wir vor allem im Datenschutz als auch rechtlich in der Gründung selbst gebraucht.
Wie habt ihr den Businessplan für driveMybox erstellt?
Gordon: Da unser 5-köpfiges Gründerteam bereits verschiedenstes Wissen und Expertise zusammenbringt, waren die Informationen für eine Marktanalyse und den Businessplan schnell zusammengetragen. Wir konnten sozusagen aus dem Vorhandenen schöpfen, da wir alle – jeweils mit einem anderen Spezialbereich – direkt aus der Branche kommen.
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Welche Schritte standen noch an, bis eure Plattform online ging?
Patrick: 2019 haben wir schließlich den Schritt zur Gründung gewagt, 2020 launchten wir dann erfolgreich die Plattform (MVP im Januar, Go-Live im August 2020). Wir mussten besonders in den Aufbau der technischen Infrastruktur investieren, da unsere cloud-basierte Lösung inklusive KI und Optimierung komplett neu auf dem Markt war. Eine weitere große Herausforderung stellte das Einstellen von gutem Personal dar. Wir brauchten von Anfang an ein gutes Entwickler- sowie Operations-Team, um die volle Funktionalität der Plattform von Tag 1 sicher zu stellen. Ein weiterer organisatorischer Schritt war die Vermarktung der Marke an sich, um Kunden und Fahrer auf die Vorteile von driveMybox aufmerksam zu machen. Kunden- & Fahrer-Akquise haben wir also schon betrieben, bevor die Plattform online ging. Die Erstellung der AGB und des Datenschutzes stellte uns am Ende noch vor die letzte Herausforderung.
Phase 3 – Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Aaron: Das Potenzial auf Veränderung in der Logistikbranche ist gigantisch, aber im Allgemeinen ist es sehr schwierig, überhaupt Innovationen einzuführen. Um ehrlich zu sein, ist es als junges Startup in der Container-Transport-Branche nicht immer einfach, weil der Widerstand gegen Innovationen immer noch sehr hoch ist. Das ärgert mich als Gründer und es ärgert mich auch als Innovator. Der Logistiksektor ist heute nicht gerade für seine hohe Anpassungsfähigkeit oder Innovationskraft bekannt. Junge Unternehmen stehen bei der Umsetzung von Umweltmaßnahmen in der Logistik vor erheblichen Hindernissen – so auch wir. Wir möchten aber weiterhin andere Startups in der Logistikbranche dazu ermutigen, sich nicht durch alte und träge Prozesse abschrecken zu lassen. Denn uns ist es trotz des konservativen Umfelds tatsächlich gelungen, ein funktionierendes Netzwerk mit qualifizierten Kooperationspartnern aufzubauen und Stand heute sogar zwei weitere Niederlassungen in Italien und der Niederlande zu eröffnen.
Welche Vorteile bietet ein (Online-)Business für euch als Gründer?
Leonard: Die Freiheit, theoretische Ideen und Konzepte Wirklichkeit werden zu lassen. Ich habe im Rahmen meiner Promotion erste cloudbasierte Prototypen für die Disposition von Fahraufträgen entwickelt und dazu spezielle Verfahren zur kombinatorischen Optimierung der Routen im Hafenumfeld, die man auch „Hafenumfuhren“ oder Drayage-Transporte nennt. In einem ersten Projekt mit Karim, kam es dann zur ersten praktischen Anwendung dieser Ansätze im Hafen von Hamburg. Uns war ziemlich schnell klar, dass man mit diesen neuen Ansätzen und Möglichkeiten der Technologien, wie Cloud, Machine Learning, etc. eine ganzheitliche und innovative Plattform schaffen kann.
Als Berater in internationalen Projekten hatte ich oft das Gefühl, dass viel über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gesprochen, aber nur sehr wenig in der Praxis umgesetzt wurde. Insbesondere wenn man sich den aktuellen Stand der Forschung anschaut. Daher lag die Hauptmotivation der Gründung für mich darin, das große Potenzial, welches in der Digitalisierung und in Methoden der KI liegt, speziell für Containertransporte zu realisieren.
Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Welche Fehler habt ihr gemacht?
Gordon: Wie Aaron vorhin schon erwähnt hat, hinkt die Logistik-Branche hinsichtlich Digitalisierung stark hinterher. Und damit meine ich nicht nur das Digitalisieren bestehender Prozesse. Mit unserer Plattform sind wir den anderen Playern bereits 2 Schritte voraus, wodurch es herausfordernd ist, einen digitalen Flow hinzubekommen. Hier müssen wir uns vom Perfektionismus-Gedanken lösen, flexibel und agil reagieren ohne dabei jedoch den Fokus zu verlieren. Am Ende muss der Fortschritt und die Innovation stehen, und wir dürfen uns hier nicht von der Bahn abbringen lassen.
Eine weitere Herausforderung für uns war der Aufbau eines in sich greifenden, motivierten und vor allem leidenschaftlichen Teams. Hier brauchten wir ein paar Anläufe und es war nicht immer einfach. Aber es hat sich schlussendlich mehr als nur gelohnt. Ich bin heute sehr stolz auf das Team driveMybox.
Phase 4 – Wachstum
Welche Meilensteine habt ihr mit driveMybox schon erreicht?
Patrick: Zwei der größten Meilensteine, die wir bisher erreicht haben, sind die erfolgreichen Expansionen nach Italien und in die Niederlande. Damit konnten wir beweisen, dass die Plattform nicht nur für den deutschen Markt geeignet ist, sondern auch großes Potenzial für internationale Märkte bietet. Generell sehen wir, dass die Plattform selbst von den Nutzern voll akzeptiert wird und ihnen einen Mehrwert in ihrem Arbeitsalltag bietet. Unser Ziel ist es außerdem, nicht nur die erfolgreichste Buchungsplattform für Containertransporte zu sein, sondern auch die erste klimaneutrale Plattform der Welt. Und hier können wir stolz sagen, dass unsere dafür entwickelten drei Nachhaltigkeits-Strategien dank unseres dynamischen Optimierungstools dieses Jahr bereits ausgerollt und gelebt werden können.
Was macht driveMybox so besonders?
Leonard: Da es sich bei der driveMybox-Plattform nicht um eine Frachtenbörse, sondern um eine reine Buchungs- und Vermittlungsplattform handelt, werden die Touren nicht nach dem Bieterprinzip, sondern über KI-optimierte Prozesse vergeben. So kann genau ermittelt werden, welche Tour für welchen Dienstleister am besten geeignet ist. Der Dienstleister kann völlig selbstständig auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Touren annehmen und bleibt dabei sein eigener Chef.
Der gesamte Prozess ist digital und läuft über die App ab. Daher haben sowohl Kunden als auch Dienstleister einen freien und mühelosen Zugang, um sich und ihr Unternehmen zu digitalisieren. Darüber hinaus differenziert sich driveMybox durch die operative Arbeit: Der gesamte Prozess, von der Buchungsanfrage bis zur Disposition, läuft über einen direkten Ansprechpartner und ermöglicht es Dienstleistern wie Kunden, über einen operativen Partner alle Informationen aus einer Hand zu erhalten. driveMybox differenziert sich somit durch eine enorme Verschlankung der operativen Prozesse und eine übergreifende Verlagerung von papierbasierter Arbeit auf digitale Prozesse. Dies führt zu Zeit- und Kosteneinsparungen, manuelle Fehler werden vermieden und Nachhaltigkeitsziele können forciert werden. Unsere Plattform setzt neue digitale Standards in der Containerlogistik. Wir verbessern Logistikprozesse durch durchgängig digitalisierte und intuitive Workflows.
Die Funktionen unserer KI dienen vor allem der Optimierung. Dabei unterscheiden wir zwischen unserer dynamischen Routenplanung und der Datenanalyse. Unsere Routenplanung nutzt intelligente Methoden, um Leerfahrten, CO2-Emissionen und Kapazitäten zu optimieren. Dabei werden viele Restriktionen berücksichtigt, zum Beispiel die möglichen Fahrzeiten der Trucker, die bereitgestellten Fahrzeuge und die Qualifikationen der Fahrer. Die Datenanalyse wertet die historischen Daten aus, um daraus Schlüsse für die weitere Planung zu ziehen. So schaffen wir selbstlernende Algorithmen, die mit unterschiedlichen Situationen umgehen können. Kunden können durch automatisierte Prozesse Touren digital erstellen und direkt einen passenden Containerfahrer anfordern. Dieses System ist eins zu eins auf andere geografische Märkte übertragbar. Wir können die Funktionen der Plattform an die Bedürfnisse des Marktes anpassen und so den größtmöglichen Nutzen für unsere Fahrer und Kunden erzielen.“
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bei driveMybox bisher genutzt?
Karim: Da wir zwei direkte Zielgruppen haben, müssen wir auch zwei verschiedene Marketingstrategien verfolgen. Das Hauptziel ist es, sowohl auf dem europäischen als auch auf dem US-amerikanischen Markt präsent zu sein. Das heißt, wir müssen nicht nur deutsche, italienische oder holländische LKW-Fahrer und Kunden ansprechen, sondern auch internationales Marketing betreiben. Dazu müssen wir auch die Marke driveMybox selbst erst einmal etablieren. Um dieses Ziel erreichen zu können, haben wir einen detaillierten Strategieplan mit konkreten Timelines definiert. Direktmarketing-Maßnahmen (wie Give Aways und Interviews mit Testimonials, die wir auf Social Media veröffentlichen) funktionieren zum Beispiel auf Trucker-Seite besonders gut. Damit lernen wir unsere Zielgruppe persönlich kennen und finden gleichzeit heraus, welchen Anforderungen die Plattform entsprechen muss.
Welche geheimen Tipps könnt ihr angehenden Gründern geben? Auch bezogen auf Erfolgsstrategien in schwierigen Phasen.
Aaron: Wie Gordon bereits meinte, nicht die Perfektion überhand nehmen lassen. Auch wenn es mal nicht läuft wie geplant, müssen Kooperation und Zusammenarbeit immer im Fokus stehen. Außerdem müssen wir die verschiedenen Meinungen, die in gesunden Diskussionen besprochen werden, akzeptieren. Wir haben dazu von Anfang an in ein starkes Netzwerk investiert und uns gegenseitig immer unterstützt, um uns dann gemeinsam durch schwere Zeiten zu helfen. Denn ganz wichtig: es gibt immer eine Lösung. Wenn alle an einem Strang ziehen, steht dem Erfolg häufig gar nicht mehr so viel im Wege.
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Über den Autor
Lea Minge
Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.