Der Experte im Finanzkongress-Interview
Oliver Paesler: ,,Wir Menschen sind nicht für die Börse geschaffen!“
Featured image: Oliver Paesler
Inhaltsverzeichnis
- Wie hat bei Ihnen alles angefangen: Waren Sie schon immer an Finanz-Themen interessiert oder gab es einen Auslöser?
- Was waren, finanziell gesehen, Ihre größten Pleiten und Erfolge?
- Welche Strategien verfolgen Sie, um langfristig finanziell erfolgreich zu sein?
- Inwiefern hat die Corona-Krise in den vergangenen Monaten Ihre finanziellen Entscheidungen beeinflusst?
- Welchen ultimativen Finanz-Tipp würden Sie unseren Lesern für Krisenzeiten mitgeben?
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- Wie hat bei Ihnen alles angefangen: Waren Sie schon immer an Finanz-Themen interessiert oder gab es einen Auslöser?
- Was waren, finanziell gesehen, Ihre größten Pleiten und Erfolge?
- Welche Strategien verfolgen Sie, um langfristig finanziell erfolgreich zu sein?
- Inwiefern hat die Corona-Krise in den vergangenen Monaten Ihre finanziellen Entscheidungen beeinflusst?
- Welchen ultimativen Finanz-Tipp würden Sie unseren Lesern für Krisenzeiten mitgeben?
Wie hat bei Ihnen alles angefangen: Waren Sie schon immer an Finanz-Themen interessiert oder gab es einen Auslöser?
Bereits mit 14 Jahren (1981) habe ich meine erste Aktie gekauft. Mein Großvater hatte mir ein Buch über die Börse geschenkt, das mich so fasziniert hat, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Schon während meines Studiums der Wirtschaftswissenschaften habe ich eine Chartsoftware programmiert, die später unter dem Namen „Money Maker“ zum Bestseller wurde. Direkt nach meinem Studium habe ich zusammen mit fünf Kommilitonen ein FinTech-Unternehmen gegründet, für das ich noch heute arbeite.
Ich habe es bisher nicht bereut, dass ich mein ganzes Leben nur für das Unternehmen gearbeitet habe, an dem ich maßgeblich beteiligt bin. So hatte ich immer die Freiheit meine Ideen zu realisieren. Meist habe ich erstmal eine Lösung für eigene Probleme gesucht und erst später daran gedacht, diese auch zu verkaufen.
Als ich die Software „Money Maker“ entwickelte gab es kein bezahlbares Chartprogramm. Die Software „Captimizer“ entstand, weil ich wissen wollte, welche Anlagestrategien an der Börse wirklich funktionieren. Beim Anlageroboter „RoboVisor“ hatte ich die Idee, Geldanlage zu automatisieren und Anlagestrategien für Privatanleger zeitsparend umsetzbar zu machen. Im letzten Jahr bin ich auch noch Chefredakteur des „Portfolio Journals“ geworden und erhielt so die Möglichkeit ein Anlegermagazin nach meinen Vorstellungen neu zu gestalten.
Was waren, finanziell gesehen, Ihre größten Pleiten und Erfolge?
In der langen Zeit, seit der ich an der Börse aktiv bin, gab es schon die eine oder andere Aktie mit der ich Verluste eingefahren habe. Das gehört leider auch zum Alltag an der Börse. Aber als Pleite würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe niemals alles auf eine Karte (Aktie) gesetzt. Schon der Nobelpreisträger Prof. Harry Markowitz hat einmal gesagt: „Diversification is the only free lunch in investing“. Er sieht die Vorteile, die man durch die Diversifikation bekommt, als das einzige Geschenk an, das es an der Börse zu holen gibt.
Die Erfolge sehe ich nicht in einzelnen Aktien, sondern vielmehr in einer Anlagestrategie die auf lange Sicht einen positiven Erwartungswert hat und mir somit zu dauerhaftem Anlageerfolg verhelfen kann.
Welche Strategien verfolgen Sie, um langfristig finanziell erfolgreich zu sein?
Mir ist besonders wichtig, dass ich mit festen Anlageregeln meine Emotionen, wie Gier und Angst, ausschalten kann. Ebenso ist mir wichtig, dass die verwendeten Anlagestrategien wissenschaftlich fundiert sind und dass ich das Regelwerk realistisch testen kann, bevor ich danach mein Geld investiere.
Die Anlagestrategie sollte auch zeitsparend in die Praxis umgesetzt werden können. Die Routinearbeiten möchte ich an einen Anlageroboter delegieren. Der Anlageroboter überwacht die Märkte und meldet sich per E-Mail mit einem Kauf- oder Verkaufssignal. Er berechnet sogar, wie viele Aktien oder ETFs ich nach den Regeln des Risiko- und Moneymanagements kaufen soll. Ich muss nur noch die Orderdaten an meine Onlinebank weiterleiten und die Order dort bestätigen. Ich behalte alles selbst unter Kontrolle, aber spare viel Zeit, weil ich nicht jeden Tag hunderte Aktien beobachten muss.
Eine Anlagestrategie, die sich derart nutzen lässt, habe ich beim Finanzkongress 2020 vorgestellt und genau erklärt. Das folgende Video meines YouTube-Channels bietet eine Aufzeichnung zum Vortrag:
Mit der dort vorgestellten Anlagestrategie „Trendstarke Aktien Fokus 6 und Plan B“ (TSA Plan B) hätte man im letzten Jahr fast 80 Prozent Gewinn erzielt. Das war aber auch ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Seit dem Jahr 2000 hätte man im Durchschnitt „nur“ eine Rendite von etwas mehr als 27 Prozent pro Jahr erzielen können. Wer sich für eine umfangreiche Auswertung zu dieser Anlagestrategie interessiert, findet diese unter: https://www.robovisor.de/factsheet/32010
Auch beim diesjährigen Finanzkongress bin ich wieder dabei und zwar mit dem Thema „So werden auch Privatanleger systematisch erfolgreich!“. In meinem Vortrag zeige ich, welche Anlagestrategien sich besonders für Privatanleger eignen und was bei deren Umsetzung zu beachten ist. Selbstverständlich gehe ich auch auf die TSA Plan B-Strategie ein.
Inwiefern hat die Corona-Krise in den vergangenen Monaten Ihre finanziellen Entscheidungen beeinflusst?
Die Corona-Krise hat mein Verhalten bei der Geldanlage nicht beeinflusst. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Ich habe den Crash von 1987 miterlebt, der ähnlich schnell verlief wie der Corona-Crash, aber auch das Platzen der DotCom-Blase 2000 und die Finanzkrise 2008. An der Börse ist es ganz normal, dass sich Bullen- und Bärenmärkte abwechseln.
Die TSA Plan B-Strategie hat sich auch im Corona-Crash bewährt. Beim Crash wurden die meisten Aktien verkauft, so dass „nur“ rund 25 Prozent (DAX: -39%) kurzzeitig verloren wurden. Genauso wichtig wie der Ausstieg, war der schnelle Wiedereinstieg in die „richtigen“ Aktien. So war das Jahr 2020 trotz Corona-Crash außergewöhnlich erfolgreich.
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Der Nobelpreisträger Prof. Daniel Kahneman hat einmal sehr treffend gesagt: „Man kann nicht erwarten, dass Investoren an den Aktienmärkten systematisch lernen. Die Erfahrung zeigt, dass sie immer wieder die gleichen Fehler machen.“
Wir Menschen sind eigentlich nicht für die Börse geschaffen, begehen Anlagefehler und setzen so unser Vermögen aufs Spiel. Aber aus Angst vor Fehlern nichts zu tun ist auch keine Lösung. Denn wer sein Geld nicht investiert und stattdessen auf dem Sparbuch lässt, verliert mit Sicherheit. Im aktuellen Nullzinsumfeld sorgt die Geldentwertung für einen schleichenden Verlust an Kaufkraft.
Bereits 1949 stellte Benjamin Graham in seinem legendären Werk „The Intelligent Investor“ sichere und zugleich renditestarke Anlagestrategien speziell für Privatanleger vor. Im Vorwort zu Grahams Buch gibt legendäre Warren Buffett den Ratschlag: „Ihre Aufgabe ist es, Ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.“ Graham hatte früh erkannt, wie negativ sich menschliche Emotionen auf das Anlageergebnis auswirken und riet zum Einsatz mechanischer Anlagestrategien. Für mich, als systematischer Investor, sind feste Anlageregeln der Ausweg, um teure Fehler zu vermeiden.
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Über den Autor
Victoria Heinzlmeier
Victoria machte 2019 ihr Abitur in Köln. Vor Beginn ihres Studiums absolviert sie ein Praktikum in unserer Online-Redaktion und ist somit als Redakteurin vor allem für die Content-Erstellung zuständig. Insbesondere unterstützt sie uns bei den Finanzkongress-Interviews, baut das Gründerverzeichnis weiter aus und schreibt fleißig aktuelle News. In ihrer Freizeit liest sie gerne Romane und Biografien und spielt seit Kindheitstagen Tennis.