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Exklusives Interview zum Gründerkongress

Anette Deiters: „Sucht euch einen Accountability-Partner“

Anette Deiters ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Business Coach. Dabei unterstützt sie Unternehmer vor allem im Umgang mit ihren Zahlen. Im Interview zum Gründerkongress erklärt sie, wie sie selbst zur Selbstständigkeit kam und wie wichtig Unternehmensresilienz ist.

Wie kam es dazu, dass du dich selbstständig gemacht hast?

Das Thema Selbstständigkeit begleitet mich eigentlich schon sehr lange. Auch mein Studienfach Wirtschaftswissenschaften hatte ich unter anderem deswegen gewählt, um mich später einmal leichter selbstständig machen zu können. Das habe ich allerdings erst einmal nicht getan. So richtig fit für eine Selbstständigkeit habe ich mich nach dem Studium nicht gefühlt.

Stattdessen war ich bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen angestellt. Dort habe ich Jahresabschlüsse, Bilanzen etc. geprüft. Nach einiger Zeit und Arbeitgeberwechseln habe ich meinen Prüfungsschwerpunkt auf interne Strukturen, Prozesse, Risiken und Zahlen in verschiedenen anderen Unternehmen gelegt. Eine Weile hat mir das auch richtig Spaß gemacht. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass sich durch unsere Prüfung in den Unternehmen zu wenig bewegt und die Unternehmen weiterhin auf der Stelle treten. Das wollte ich nicht mehr.

Deswegen habe ich mich zuerst nebenbei selbstständig gemacht. Zuerst war das ganz allgemeines Business Coaching und Unternehmensberatung. Irgendwann kamen dann aber einige Gründer, Selbstständige und auch Inhaber kleinerer Unternehmen auf mich zu, ob ich sie nicht bei ihren Finanzen unterstützen könnte. Das habe ich dann indirekt gemacht, indem ich ihnen gezeigt habe, wie sie ihre Finanzen selbst managen können. Aus dem anfänglichen Konzept ist mittlerweile ein umfangreiches Programm entstanden, das auch Themen, die die Unternehmensresilienz tangieren, beinhaltet.

Fun-Fact: Eines der ersten Dinge, die ich mir ganz am Anfang meiner Selbstständigkeit angeschaut habe, war der Gründerkongress. Mir hat er damals einen guten Überblick verschafft, was alles nötig ist, um erfolgreich zu gründen. So konnte ich dann weiter schauen, welche Skills ich mir noch aneignen sollte, um auch erfolgreich selbstständig sein zu können. Naja, und jetzt bin ich wieder beim Gründerkongress, allerdings in einer anderen Rolle. 😉

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Warum ist Unternehmensresilienz so wichtig?

Wie eingangs schon erwähnt, biete ich auf den ersten Blick vorwiegend Angebote für Finanzthemen an. Allerdings haben die es in sich. 😉

Durch die Geschäftsmodellanalyse, die wir mit den Geschäftsinhabern gemeinsam durchführen, gehen wir alle Themenbereiche eines Unternehmens durch. Das heißt, dass auch solche Themen wie Teamzusammensetzung, Unternehmenskultur und Werte, also nicht nur die Hardfacts, sondern auch die Softfacts eines Business, betrachtet werden. Und genau dieser Rundumblick ist so immens wichtig, um sein Business auf nicht nur finanziell solide Füße zu stellen. Das bedingt dann, dass ein Unternehmen resilient bzw. krisenfest ist.

Ein prominentes Beispiel für nicht vorhandene Unternehmensresilienz ist der Untergang der Schweizer Bank Crédit Suisse. An diesem Beispiel ist erkennbar, dass ein großer Faktor der (finanziellen) Fehlentscheidungen dabei durch die dort vorhandene Unternehmenskultur zustande kam. Die Unternehmenskultur dort war unter anderem geprägt von Egoismen, Silodenken und mangelnder Team-Kompetenz. Damit war es nur eine Frage der Zeit, dass sich dies auch auf die finanzielle Stabilität der Bank auswirkt. Die Crédit Suisse war irgendwann nicht mehr resilient und hatte Krisen und Unwägbarkeiten nichts mehr entgegenzusetzen. Und das Ende der Geschichte kennen wir ja.

Mit welchen Schwierigkeiten hast du dich beim Aufbau deines Business konfrontiert gesehen?

Naja, eigentlich der Klassiker. Als eher zurückhaltender und abwartender Typ dachte ich, eine Website ist wichtig und dann werden die Kunden schon auf mich zukommen. Dem war natürlich nicht so. Ich musste mehr tun: Sichtbarkeit, Marketing, Akquise, all die Dinge, mit denen ich mich nie beschäftigt hatte und die mich auch im Studium herzlich wenig interessiert hatten. Das war natürlich erst einmal schwierig für mich, das zu erkennen und auch das zu ändern. Diese Themen waren komplett außerhalb meiner Komfortzone. Sie sind aber immens wichtig, genauso wie das Thema Finanzen. Auch heute „fremdel“ ich ab und zu noch mit diesen Themen. Aber – ohne Akquise und Verkauf kein Umsatz, ohne Umsatz kein Business. Das ist die einfache Formel, die nach wie vor gilt und mit Sicherheit auch in Zukunft weiterhin gilt.

Auf was, das du bisher erreicht hast, bist du besonders stolz?

Ehrlich gesagt bin ich immer besonders stolz, wenn ich jemandem wieder die Finanzen nähergebracht habe und ich die Rückmeldung bekomme, „so schlimm ist das ja gar nicht“ oder „ich verstehe meine Zahlen endlich und kann mit ihnen umgehen“. Das freut mich einfach und macht mich super zufrieden und auch stolz.

Welche Fehler hast du gemacht und was hast du daraus gelernt?

Am Anfang meiner Selbstständigkeit war ich zu perfektionistisch. Ich bin erst mit meinem Angebot „rausgegangen“ als es in meinen Augen perfekt war. Das hat natürlich viel Zeit gekostet. Heute würde ich es anders machen und auch zukünftig potentielle Kunden mit einbeziehen. Also unperfekt rausgehen. Das Ganze zu einem super günstigen Preis oder sogar kostenlos anbieten, um möglichst viel Kundenfeedback zu dem neuen Angebot zu bekommen. Danach kann man das Angebot noch weiterentwickeln. Durch das Kundenfeedback gelingt dies auch leichter und ist damit natürlich auch kundenbezogener.

Inwieweit nutzt du KI für dein Business?

Als KI nutze ich vorwiegend ChatGPT, wobei ich mir anderes auch schon angeschaut habe, es aber (noch) nicht benutze. ChatGPT benutze ich als Ideengeber für Texte aller Art. Es hilft ungemein und spart Zeit, wenn man darüber Texte generiert. Außerdem können so auch Schreibblockaden vermieden werden, da man nie vor einem weißen Blatt sitzt. Ich persönlich würde aber zum jetzigen Zeitpunkt nichts veröffentlichen, was nicht von mir noch nachbearbeitet wurde. Ich finde, die Texte von ChatGPT haben noch keinen Charakter und sind noch zu „flach“. Zum Teil erkenne ich alleine an der Art der Gliederung bei Newslettern, die ich bekomme, dass sie über ChatGPT generiert wurden. Inhaltlich reißen sie dann auch nicht vom Hocker. Das finde ich dann schon ein bisschen lau. Ich denke aber auch, dass die KI-Tools immer besser werden und damit auch immer mehr Aufgaben übernehmen können.

Welchen Geheimtipp hast du für angehende Gründer?

Wenn ihr alleine gründet, ist es unerlässlich, aber auch wenn ihr im Team gründet, finde ich es wichtig: Sucht euch einen Accountability-Partner bzw. eine Accountability-Partnerin, die ähnlich weit ist wie ihr, damit ihr jemanden habt, mit dem ihr eure Businessthemen besprechen könnt. Der auch versteht, was euch so umtreibt. Als Gründer, Selbstständiger oder Unternehmer fühlt man sich das ein oder andere Mal allein, da im Umfeld die meisten eben nicht selbstständig sind und viele Dinge, die mit der Gründung und Führung eines Business einhergehen, damit nicht nachvollziehen können.

Er oder sie muss nicht aus dem gleichen Bereich sein. Im Gegenteil, um sich gegenseitig zu unterstützen, ist es oftmals sehr viel nützlicher, aus unterschiedlichen Disziplinen zu kommen. Man bekommt noch einmal andere Ansichten und Einsichten auf seine Themen. Meine Accountability-Partnerin kommt zum Beispiel aus dem Bereich Ernährung und Gesundheit, also ein ganz anderes Themengebiet als meines.

Wir treffen uns in der Regel wöchentlich online (wir haben uns noch nie persönlich in Präsenz getroffen) und besprechen unsere Businessthemen, aber natürlich immer auch etwas Privates. Wir machen das jetzt seit fast zwei Jahren. Ich muss sagen, es hilft ungemein. Durchhänger und Zweifel, die unweigerlich auftreten, werden besprochen und es wird nach Lösungen gesucht. Danke, liebe Judith, für deine Unterstützung.

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Über den Autor

Autorenprofil: Lea Minge

Lea Minge

Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.

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