Ein Interview mit dem Geschäftsführer Nils Klose
Sieger des Jahres: Schüttflix erhält den wachstumsstark. Award 2022
Inhaltsverzeichnis
- Nils Klose, wie seid ihr auf die Idee zu Schüttflix gekommen?
- Kannst du uns ein Beispiel nennen, wie man Schüttflix nutzt?
- Wer ist also genau euer Kunde?
- Gibt es denn Mitbewerber in dieser Branche?
- Die Baubranche ist noch sehr traditionell. Musstest ihr viel Überzeugungsarbeit leisten?
- Ihr seid mit Schüttflix wirklich erfolgreich. Wie sieht es denn mit konkreten Zahlen aus?
- Wie wollt ihr diesen Wachstumsprozess in dieser Geschwindigkeit halten?
- Welche Fehler habt ihr am Anfang gemacht?
- Christian Hülsewig hat Schüttflix gegründet. Nun seid ihr beide Geschäftsführer. Was ist deine Aufgabe im Team?
- Was ist denn dein ultimativer Wachstumstipp?
- Was bedeutet euch der wachstumsstark. Award 2022?
- Für alle die erst starten wollen: Was sind deine Tipps für eine Gründung?
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Vor knapp zweieinhalb Jahren wurde Schüttflix gegründet und kann im Prinzip als ein „Echtzeittransportmanagementsystem“ mit vorgelagertem Preisvergleich für die Baubranche bezeichnet werden. Das Unternehmen ermöglicht also die Lieferung von Schüttgut an Baustellen in Deutschland und verhindert lange Wartezeiten, unpünktliche Lieferungen und intransparente Preise. Wie das funktioniert? Mittels digitaler Plattform für alle Partner, die es für Baustellen braucht. Die Anbieter können auf dieser Plattform ihre Materialien – Preis pro Tonne – einstellen, die Spediteure können ihre Fahrzeuge anlegen und die Endkunden, die das Material brauchen, geben ihre Bestellung auf. Alle Anbieter können auf dieser Plattform Geschäfte in Echtzeit miteinander machen. Ein effizienterer Prozess.
Nils Klose, wie seid ihr auf die Idee zu Schüttflix gekommen?
Mein Geschäftspartner Christian, ebenfalls Geschäftsführer und Gründer von Schüttflix, hat einen Bauernhof. Er ist dort sehr aktiv und macht auch vieles selbst. Als die Auffahrten zum Bauernhof neu gemacht werden mussten, war Christian etwas genervt, weil er Sand und Kies bestellte, dem Händler mehrfach kommunizierte, wo genau das Material ausgekippt werden sollte und wann es geliefert werden muss. Doch es verlief alles chaotisch: Das Schüttgut kam zum falschen Zeitpunkt und wurde an der falschen Stelle abgekippt. Aus der Frustration heraus fragte sich Christian, warum das alles nicht viel leichter geht – und vor allem digital. Wir alle nutzen etliche Apps und Live-Tracking-Funktionen, aber die Baubranche macht da irgendwie Halt vor. Und so entstand die Geschäftsidee. Mit der Idee im Kopf schloss sich Christian mit einem erfolgreichen Unternehmer zusammen und gründete Schüttflix.
Kannst du uns ein Beispiel nennen, wie man Schüttflix nutzt?
Ja klar. Nehmen wir an, ich bin ein kleiner Gartenlandschaftsbauer aus München. Ich nutze aktiv die Schüttflixplattform, indem ich mich registriert und mein Unternehmen dort angelegt habe, auch bspw. die Umsatzsteuer-ID angegeben habe, damit die Zahlungsströme funktionieren. Ich soll in München nun vor einem Haus einen Garagenbereich neu pflastern. Ich fahre dann dorthin, schaue mir die Fläche an und kalkuliere für mich als Unternehmer, was ich brauche. In der Schüttflix-App wähle ich live das Material aus – wenn ich möchte, kann ich auch noch ein Foto vom Ablageort hochladen – kann mir die Materialpreise frei Baustelle anschauen und direkt bestellen. Schüttflix wickelt dann den gesamten Prozess ab: Zum gewünschten Zeitpunkt wird das Material über einen von Schüttflix ausgesuchten Spediteur dort abgeliefert. Auch die Zahlungsströme im Hintergrund laufen voll automatisiert und transparent.
Wer ist also genau euer Kunde?
Auf der einen Seite der klassische, mittelständische, kleinere Markt, also der Gartenlandschaftsbau um die Ecke, der kleinere Tiefbauer oder auch Spediteure mit zwei bis fünf LKWs. Und auf der anderen Seite auch mehr und mehr größere Baukonzerne. So setzt jetzt auch die STRABAG im Verkehrswegebau deutschlandweit auf Schüttflix.
Gibt es denn Mitbewerber in dieser Branche?
Im Baugewerbe gibt es tatsächlich keine Firma, die es so macht, wie wir es machen. Unsere größten Konkurrenten sind also analoge Adressbücher, quasi Zettel und Stift. Aber es gibt bereits erste Firmen, die sagen, dass sie gerne in die Branche vorstoßen würden. Doch unser USP ist die Prozessdynamik. Wir wollen für die Menschen auf der Baustelle den Alltag besser und effizienter machen, mit einer einzigartigen Lösung, die wir auch schnell im Markt verbreiten möchten.
Die Baubranche ist noch sehr traditionell. Musstest ihr viel Überzeugungsarbeit leisten?
Ja, auch auf unterschiedlichen Ebenen. Das war die Kunst. Die Baubranche ist tatsächlich eine Branche, die noch sehr analog unterwegs ist im Vergleich zu anderen Branchen. Aber auch hier gibt es Aufbruchstimmung. Viele möchten die Vorteile der Digitalisierung mehr und mehr nutzen. Doch aus meiner Sicht werden noch viel zu wenig Daten in Echtzeit ausgetauscht. Und genau da gibt es ein riesiges Potenzial, nämlich dass man sinnvoller mit Daten umgeht. Eine Herausforderung war sicherlich, operativ auf den Baustellen unsere App und unsere Lösung zu platzieren. Aber das haben wir mit unendlich viel Leidenschaft getan und und allen – vom Polier bis zum Baggerfahrer – die App erklärt. Das Schönste ist natürlich, wenn Leute erstmal zurückhaltend sind, dann doch zu Fans werden und sagen, dass Schüttflix ihren Alltag besser macht.
Ihr seid mit Schüttflix wirklich erfolgreich. Wie sieht es denn mit konkreten Zahlen aus?
Letztes Jahr waren wir knapp 30 Leute zum Jahresende. Mittlerweile sind wir nun schon über 150 Mitarbeiter. Was den Umsatz betrifft haben wir uns vervierfacht. 50 Millionen Euro Umsatz haben wir 2021 erwirtschaftet und dieses Jahr wollen wir genauso ambitioniert starten. Knapp 7.000 Kunden und Partner sind auch an Board. Daran sehen wir deutlich, dass das Geschäftsmodell funktioniert. Nächstes Jahr wollen wir auf dem internationalen Markt mitmischen.
Wie wollt ihr diesen Wachstumsprozess in dieser Geschwindigkeit halten?
Viel von dem, womit wir gestartet sind, machen wir erstmal weiter, weil es ja ganz gut zu funktionieren scheint. Und das funktioniert besonders, da wir ein skalierbares Modell haben – ein Vorteil von digitalen Geschäftsmodellen. Denn um technologischen Fortschritt anzustreben, muss ich nicht gleichzeitig mehr Personal aufstocken. Trotzdem wollen wir uns personell verstärken, um draußen aktiv bei den Partnern und Kunden vor Ort sein zu können. Wir wollen zuhören und das Produkt weiterentwickeln. Auf der anderen Seite haben wir bereits ein sehr starkes Team hier, dass technologisch und produktorientiert die Lösungen so weiterentwickelt, dass wir wirklich einen Mehrwert liefern. Denn in diesem End-to-End Prozess gibt es Dinge, die noch nicht voll optimiert laufen und genau da greifen wir an.
Welche Fehler habt ihr am Anfang gemacht?
Die klassische Frage ist immer: Was habt ihr alles verkehrt gemacht? Aber Fehlerkultur gehört dazu. Ehrlicherweise kann man schon sagen, dass das Schüttflix-Produkt als solches eigentlich für kleinere Tiefbauer, für Gartenlandschaftsbauer angedacht war. Doch mittlerweile bedienen wir auch Großkonzerne im Verkehrswegebau und wir haben riesige Baustellen, wo es um tausende von Transporten geht, damit das Material pünktlich für den Verbau ankommt. Dahingehend haben wir uns verändert, sind vom SMB-Markt (small and medium-sized enterprises) auch zu Großkonzernen übergegangen. Das war kein Fehler, aber eine Veränderung. Man entwickelt sich in eine Richtung und muss das Produkt dann iterativ anpassen. Aber das gehört dazu und davor sollten Gründer keine Angst haben.
Christian Hülsewig hat Schüttflix gegründet. Nun seid ihr beide Geschäftsführer. Was ist deine Aufgabe im Team?
Wir haben uns das aufgeteilt. Bei mir sind die Wachstumsthemen angesiedetlt, wie der Flächenvertrieb, die Großkundenbetreuung und das Marketing. Christian vereint die Themen Product & Tech, Finance, People & Culture. Ich kümmere mich also primär darum, dass Wachstum kommt und wir nach vorne marschieren und Christian deckt dann den anderen Teil ab.
Was ist denn dein ultimativer Wachstumstipp?
Eigentlich fängt das schon viel weiter vorne an. Nämlich bei der Wahl des Geschäftsmodells. Man sollte auf etwas setzen, was viel Wachstumspotenzial verspricht. Die Frage daher: Bringe ich wirklich ein Produkt, eine Lösung auf den Markt, die den Alltag der Menschen verbessert? Der Mehrwert ist entscheidend. Und das gelingt uns mit Schüttflix sogar für alle Partner. Alle haben eine Effizienzsteigerung.
Was bedeutet euch der wachstumsstark. Award 2022?
Der wachstumsstark. Award 2022 ist eine besondere Wertschätzung, wenn man so schnell wie wir unterwegs ist und immer schon überlegt, welchen nächsten Hebel man bewegen kann. So bleibt wenig Zeit, Erfolge zu feiern. Und genau solch ein Erfolg ist dieser Award und daher freuen wir uns sehr. Auf jeden Fall findet der wachstumsstark. Award 2022 auch einen tollen Platz in unserem Büro.
Für alle die erst starten wollen: Was sind deine Tipps für eine Gründung?
Ich habe drei Tipps.
Man sollte Mut haben, Dinge konsequent durchzuziehen. Es wird immer Stolpersteine geben und auch Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Also nicht direkt den Kopf in den Sand stecken, wenn mal was nicht funktioniert. Christian, der ja schon etwas länger dabei ist als ich, sagt immer: die erste Million Umsatz war die Schwierigste, weil man eine ganz neue Lösung am Markt etabliert.
Wenn man in so einer Wachstumsphase ist wie wir, kommen bald weitere Gesellschafter und Partner hinzu. Hier ist es wichtig, auch die Richtigen auszuwählen, die menschlich passen, dich als Unternehmer weiterbringen und nicht nur ihr Geld dazugeben.
Und natürlich das Team. Habe die richtigen Menschen mit den richtigen Fähigkeiten um dich, forme daraus ein Team und marschiere mit diesem dann nach vorne. Wenn alle Kräfte gebündelt werden, kann da eine unglaubliche Dynamik entstehen.
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Über den Autor
Lisa Goldner
Nach ihrem Abitur 2013 entschied sich Lisa für ein Studium des Journalismus als auch der Unternehmenskommunikation und konnte durch den nahen Praxisbezug ein breit gefächertes Repertoire an Kenntnissen beider Branchen sammeln. Während des Studiums arbeitete sie als Assistenz der Öffentlichkeitsarbeit in einem öffentlich-rechtlichen Kulturbetrieb und erlernte somit auch essenzielle Aufgaben des Eventmanagements. Im Anschluss begann sie in Kiel den Masterstudiengang ”Angewandte Kommunikationswissenschaft“, in dem sie ihre Erfahrungen durch Projekte und wissenschaftliche Arbeiten besonders in den Bereichen Journalismus und Marketing ausbauen konnte. Von Januar 2020 bis Juni 2022 war sie als Volontärin und Junior-Online-Redakteurin für Gründer.de tätig.