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Exklusives Interview mit CONTRA-Speakerin

Stephanie Sgura: „Ich wollte nicht nur die 90 Prozent, sondern die vollen 100 Prozent“

Sie ist DIE Transformance-Mentorin im DACH-Raum. Stephanie Sgura hat sich innerhalb von zwei Jahren als Sales-Koryphäe in der Scale-Up-Branche einen Namen gemacht. Neben ihrem ersten Business der „Growth Mastery“, hat sie später ihr zweites Standbein „Solopreneurs Life“ gegründet. Wie sich ihr Lebensweg gestaltete und worauf sie sich als Speakerin auf der CONTRA freut, erfährst du in diesem Artikel.

Wieso hast du dich entschieden, selbstständig zu werden?

Das ist eine gute Frage. Tatsächlich hatte ich nie vor, selbstständig zu werden. Ich habe mich lange gefragt, woher diese Einstellung kam, und ich vermute, dass es auf meine Eltern zurückgeht. Meine Mama hat schon sehr früh gesagt, dass ich studieren und Karriere machen soll, was ich dann auch 12 Jahre gemacht habe – als Marketing-Managerin unter anderem bei Microsoft und Red Bull. Mein Lebenslauf war wie aus dem Bilderbuch, aber dann habe ich den Punkt erreicht, an dem es mich nicht mehr erfüllt hat. Ich wollte etwas mehr bewegen, und das konnte ich im Konzernumfeld einfach nur sehr begrenzt.

Dann bin ich per Zufall in der Startup-Szene gelandet und war dort zehn Jahre in unterschiedlichen Rollen unterwegs, aber nicht im Marketing. Ich habe im Sales gestartet und zu meiner Überraschung mein Talent fürs Verkaufen entdeckt. Ich wollte nie in den Sales – mal wieder etwas, das ich kategorisch lange Zeit ausgeschlossen habe. Scheint ein Muster zu sein von mir. Aber nach 10 Jahren bin ich auch hier an meine Grenzen gekommen.

Nach 20 Jahren Angestelltendasein kam ich an einen Punkt, an dem ich kein Unternehmen mehr gefunden habe, indem ich mich langfristig sehe. Eine Freundin meinte dann, dass ich mich doch selbstständig machen sollte. Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen und ein Gewerbe für eine Unternehmensberatung angemeldet – tja, und ich war ab dem ersten Monat ausgebucht. Das war dann doch der Proof of Concept, dass das, was ich mache, gefragt ist, und nun bin ich seit dem 1. Juli 2021 selbstständig unterwegs.

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Was würdest du sagen, ist der Vorteil, wenn man alleine ist, im Gegensatz zu Unternehmern?

Da gibt es ganz viele Vorteile. Ich war ja, wie gesagt, zehn Jahre in der Startup-Szene, und die gründen ja meistens zu zweit oder zu dritt. Die Gründer müssen sich immer einig werden. Es herrscht also immer eine gewisse Reibung. Der Austausch mit anderen ist mir super wichtig, aber entscheiden will ich gerne selbst. Vor allem, weil ich sehr entscheidungsfreudig bin. Ich muss dann nicht nachfragen oder mich mit jemandem absprechen. Somit bin ich 100 Prozent selbstbestimmt.

Das Zweite, was ich ganz klar sagen muss: Ich habe mich von Sekunde eins dagegen entschieden, Mitarbeiter einzustellen. Ich glaube, dass viele sich der Verantwortung oftmals gar nicht so bewusst sind. Ich habe mir dann auch gedacht: „Was ist, wenn ich jetzt einfach mal ein halbes Jahr eine Auszeit nehme und einfach keinen Bock habe?“ Dann müsste ich sehr viele Vorkehrungen treffen, damit das Unternehmen weiterläuft. Damit wäre ich in meiner Freiheit eingeschränkt, und das geht für mich nicht mit meinem Mantra zusammen.

Was ist denn der Unterschied zur klassischen Selbstständigkeit?

Es gibt sehr große Unterschiede zwischen klassischer Selbstständigkeit und Solopreneurship. Solopreneure arbeiten viel mehr an ihrem Business als in ihrem Business – indem wir skalierbare Business Modelle nutzen und nicht Zeit gegen Geld tauschen. Damit haben wir nicht nur mehr Zeit, strategisch zu arbeiten und unser Business zu entwickeln, sondern viel mehr Freiheiten zu gestalten. Dazu kommt, dass wir das Ganze ohne fest angestelltes Team machen und damit weitaus stärker auf hohe Gewinne als nur auf Umsatz ausgerichtet sind.

Das heißt nicht, dass ich alles alleine mache. Ich habe zum Beispiel eine Social-Media-Managerin, die mir hilft. Dann arbeite ich mit einer Agentur für meine Ads zusammen. Ich habe für mich einfach Sparring-Partner auf Augenhöhe gefunden und das klappt gut. Diese Partner helfen mir, damit ich mich entwickeln kann und gechallenged werde. Ich will frei sein, ich will unabhängig sein, und ich kriege das trotzdem sicher genauso gut hin wie die anderen mit Team. Das habe ich auch schon bewiesen.

„Als Selbstständiger arbeitet man Selbst und Ständig“- Warum ist dieses Sprichwort für viele heute noch wahr bzw. wieso schlittert man da hinein?

Ich sehe es ein bisschen aus zwei Richtungen. Was definitiv stimmt, ist, dass du ständig an dir selbst arbeitest. Selbstständigkeit ist die krasseste Persönlichkeitsentwicklung, die du durchlaufen kannst. Das Ständige ist für mich deswegen positiv besetzt, weil ich dauernd in meiner Entwicklung bin. Und das ist so krass zu sehen, was sich so bewegt und wie man sich entwickeln kann. Der zweite Aspekt ist, dass Arbeit für mich keine Arbeit ist. Das war es ehrlich gesagt noch nie, weil ich schon mein ganzes Leben immer meine Leidenschaft im Marketing und Sales ausgelebt habe. Und bevor ich mich am Wochenende einen halben Tag vor den Fernseher setze, bin ich lieber einen halben Tag vor dem Laptop und tüftle irgendetwas Cooles Neues aus oder kümmere mich um meine Community. Es ist aber wichtig, sich Grenzen zu setzen, damit man sich nicht verliert.

Ich habe auch Nächte lang durchgearbeitet. „Das machen wir noch fertig, und das geht noch, und das geht noch.“ Und ich glaube, da ist es einfach wichtig, dass man bei sich selbst anfängt. Es ist anstrengend, den ganzen Tag nur mit dem Kopf zu arbeiten. Es braucht unbedingt einen Ausgleich dafür, um die Mental Health in Balance zu halten. Ich mache viel Sport und mehr Urlaub, denn je. Und ich glaube, das ist einfach wichtig, dass man Spaß hat, aber darauf achtet, wie weit man geht.

Wie definierst du Erfolg als B2B-Solopreneurin?

Ich glaube, Erfolg hat wahnsinnig viele Ebenen – oder vielmehr Phasen. Die erste Phase nenne ich immer die Orientierungsphase: Da versuchen wir überhaupt erstmal klarzukommen, und die einzige Frage, die du im Kopf hast, ist: „Wie verdiene ich jetzt Geld?“ Da hat man erstmal Angst, ob das alles so funktioniert. In der Phase geht es eigentlich ums Überleben. So war es bei mir auch. Jetzt stehe ich an einem ganz anderen Punkt. Nach einem Jahr hatte ich genug Geld eingenommen, um mich finanziell frei zu fühlen, aber der Faktor Zeit war eine Katastrophe. Ich war im Dauer-Hustle und arbeitete viel zu viel.

Dann kam die Phase zwei, in der sich Erfolg für mich nicht mehr in Zahlen ausgedrückt hat. In meinem ersten Unternehmen Growth Mastery habe ich regulär 60 Stunden pro Woche gearbeitet. Das habe ich dann auf 20 Stunden herunterskaliert – bei gleichem Umsatz. Ich habe mich plötzlich so viel freier gefühlt und hatte endlich die Möglichkeit, in meinem Business anzukommen. Dadurch, dass ich dann so viel mehr Zeit und Geld hatte, habe ich mich auf den Sinn fokussiert. Die Frage war: Was will ich wirklich? Will es ewig die Sales-Trainerin sein?

Am Ende musste ich einfach ehrlich zu mir selbst sein und mir eingestehen, dass die Growth Mastery mich nicht zu 100 Prozent erfüllt. Daraufhin habe ich mein zweites Business Solopreneuers Life gegründet. Ich wollte nicht nur die 90 Prozent, sondern die vollen 100 Prozent. Deswegen habe ich jetzt zwei Businesses. Und ich lebe beides, obwohl mir alle immer erklären, dass ich mich eines Tages entscheiden muss – I don’t see that!

Kannst du kurz erklären, wie du das geschafft hast?

Es fühlt sich ein wenig an, als hätte ich in den letzten Monaten eine Freiheitsformel entwickelt. Alles startet bei deinem Umfeld und deinen eigenen Glaubenssätzen. Du musst dein Umfeld hinterfragen. Denn das ist es meistens, was uns wirklich aufhält, die Dinge zu tun, die wir wollen. Anderen Ansprüchen genügen zu wollen, habe ich daher komplett abgelegt. Ich muss nur mir selbst genügen.

Was mir vor allem geholfen hat, war das Solopreneuership. Solopreneure denken anders, wenn es um ihr Business geht. Es funktioniert ein wenig wie ein Lean-Startup. Man setzt sehr stark darauf, mit wenig Input den maximalen Output zu erzielen und das Business zu skalieren.

Es gibt so viele Möglichkeiten für Solopreneure, die die Meisten gar nicht kennen. In meiner Keynote auf der CONTRA werde ich sieben Businessmodelle vorstellen, damit man überhaupt realisiert, wie viele Optionen man als Solopreneur hat. Vor allem muss man wegkommen von dem Denken „Zeit gegen Geld“. Es ist keine nachhaltige und langfristige Strategie, einfach über Preiserhöhungen mehr zu verdienen. Wenn das so funktionieren würde, wäre es sehr einfach. Mein größter Hebel war sicherlich, auf ein skalierbares Businessmodell zu wechseln und aus seinen Services Produkte mit Mehrwert zu formen und letzten Endes auch den Mehrwert zu verkaufen. Aber da gibt es noch einige andere Hebel, die ich in meiner Keynote beleuchten werde.

Was können deine Kunden in deinem Mentoring erwarten?

Ich decke mittlerweile ja zwei Felder ab. In zwei Jahren habe ich es geschafft, mit meinen Sales-Trainings der Growth Mastery die führende Sales-Trainerin im DACH-Raum für Scale-Ups zu werden. Hier helfe ich also, Sales-Teams aufzubauen und ihr volles Potential zu entfalten. Auf der anderen Seite helfe ich B2B-Solopreneuren ihr Business mit dem Fokus auf maximale Freiheit erfolgreich aufzubauen. Ich begleite sie 12 Monate lang in einem sehr intensiven Programm, um alle Bereiche ihres Business weiterzuentwickeln. Es gilt 100 Prozent Umsetzung! Das ist unter anderem auch der Grund, warum ich mich Transformance Mentorin nenne. Wir reden nicht, wir machen – und das im Solopreneurs Club!

Es ist ein sehr exklusiver Club, denn es dürfen nur 30 B2B-Solopreneure beitreten. Es gibt ja wirklich massiv viele Angebote für Selbstständige, die am Anfang stehen und ihre ersten 10K schaffen wollen. Ich kümmere mich aber eher um die Fortgeschrittenen, die gestandene Unternehmer sind und von 10K auf 50K+ skalieren möchten. Der Club ist eine Rundumversorgung. Wir machen Branding, Personal Branding natürlich auch, Marketing, Sales, Systematisierung, Produktbau und Businessmodelle. Wir schauen, dass es jedem Solopreneur rundum gut geht, dass er alles hat, was er braucht, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.

Und wie ist das aufgebaut?

Tatsächlich ist es ein intensives 12-Monats-Programm. Ein Business-Umbau geht nicht von heute auf morgen. Ich möchte ja einerseits erreichen, dass jeder sechsstellige Gewinne erzielt. Andererseits möchte ich eine Community aufbauen, die gemeinsam ihr Business vorantreibt. Diese Community soll sich gegenseitig stärken und als Sparring-Partner dienen. Deswegen suche ich auch echte Unternehmer, die im B2B-Markt etwas bewegen wollen, die sich in ihrer Nische als Marktführer positionieren möchten. Die Top 30 Leute am Markt zu haben, ist daher mein erklärtes Ziel.

Was können die Besucher der CONTRA von deinem Vortrag erwarten?

Ich bin ja dafür bekannt, dass ich Leute in die Transformation bringe. Also wird es sicherlich eine Masterclass sein, bei der jeder entweder in der Keynote schon etwas umgesetzt hat oder direkt im Anschluss was reißen wird. Das ist mir besonders wichtig. Das ist mein Credo. Ich will, dass die Leute sich endlich bewegen und nicht immer nur vollgeschwafelt werden.

Auf was freust du dich bei der CONTRA 2024?

Für mich wird es super aufregend, weil ich bis jetzt noch nicht so oft auf der Bühne stand. Die Vorfreude steigt, wenn ich daran denke, dass mir so viele Menschen auf der CONTRA zuhören können. Aber es wird auf jeden Fall richtig viel Spaß machen!

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Über den Autor

Autorenprofil: Lea Minge

Lea Minge

Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.

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