Gründerinnen-Kolumne
Den perfekten Unternehmensnamen kann man sich nicht aussuchen
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Vor kurzem sprach ich mit einer angehenden Gründerin aus unserem Netzwerk, die mir von einem Fokusgruppen-Test in ihrem Bekanntenkreis erzählte. Sie hatte Freunde und Familie darum gebeten Namensideen für ihr Unternehmen zu bewerten. Keiner ihrer Vorschläge schaffte es in den Recall. Wenn nicht einmal die eigenen Freunde überzeugt sind, dann kann man die Liste an Begriffen doch wirklich wegschmeißen, oder nicht?
Selbst auf politischer Ebene scheint Wording und Naming gerade ein großes Ding zu sein
Wir erleben gerade das Zeitalter der Neubenennung. In der Corona-Pandemie geben sich die Bundesregierung und einzelne politische Akteure sehr viel Mühe das nationale und internationale Dilemma mit dem richtigen Lockdown-Terminus zu bekämpfen. Vom Kreuzworträtsel wissen wir, dass wir nur das Lösungswort brauchen, der Rest ist netter Zeitvertreib. So hören wir wöchentlich von neuen Lockdowns, mit denen sich die aktuell gehomeschoolte Generation vermutlich in ihren Abi-Klausuren auseinander setzen muss. Was unterschied den Light-Lockdown von 2020 vom Brücken-Lockdown in 2021? Nennen Sie mindestens sieben Lockdowns in chronologischer Reihenfolge. Vielleicht wird Folgendes irgendwann zur Millionenfrage bei Günther Jauch: Welchen dieser Lockdowns gab es wirklich?
- März-Lockdown
- September-Lockdown
- November-Lockdown
- Januar-Lockdown
Für die Kundinnen zählt viel mehr, was hinter dem Produktnamen steckt
Dann wäre zumindest einmal das Wording zum aktuellen Chaos die Lösung für irgendwas. In der Tat werden Wordings unterschätzt, vor allem die von Marken und Produkten. Mal ehrlich, die wertvollste Marke der Welt heißt Apfel. Hätte das Member unseres Business Clubs von dem ich oben erzählte einer Gruppe, die noch nie zuvor von der Koffeinhaltigen Limonade in der roten Dose gehört, hätten sie bei Coca Cola sicher auch die Nase gerümpft. Hennes und Mauritz, wer sind die denn? Und spricht man Nike mit oder ohne e am Ende? Und Google, könnte auch ein Getränk sein oder eine Brillenmarke oder was zum Tauchen vielleicht?
Die unverwechselbaren Unternehmensnamen sind längst weg
Meine Gesprächspartnerin sagte, sie wünsche sich einen Unternehmensnamen, bei dem Menschen sofort wissen, was sie anbietet. Tatsächlich ist aber genau das bei den wenigsten Marken der Fall. Das liegt auch daran, das wir uns im Jahr 2021 befinden. Alle subtilen Namen sind längst markenrechtlich geschützt und die passenden Domains vergeben. In den meisten Fällen kommt man darum nicht um Wortneu-Schöpfungen und Fantasie-Namen herum.
Nicht jedes Feedback zum Unternehmensnamen ist relevant
Wortzusammensetzungen können die Branche oder das Angebot konkretisieren, solange der zweite Wortteil nicht Lockdown ist. Das Wort mit L ist aktuell eher überstrapaziert. Obwohl ihre Vorschläge in der Testgruppe gescheitert sind, empfahl ich der Gründerin übrigens sie zu behalten und nochmal neu zu testen. Diesmal in einer Gruppe, die tatsächlich Zielgruppe ist. Denn je weiter weg das Angebot oder Thema der Gründung von der Lebensrealität der Menschen, mit denen man darüber spricht, desto weniger begeistert werden sie von allen Namen sein. Der Name muss nicht für jeden passen, aber für die eigene Zielgruppe. Im Bestfall sieht sie darin eine perfekte Ergänzung für ihren Alltag oder die Lösung für ihre persönlichen oder beruflichen Herausforderungen. Der Name selbst ist selten die Lösung, es ist das was sich dahinter verbirgt.
Wenn klar wäre, dass es der allerletzte Lockdown wäre, dürfte er auch einen ganz entsetzlich, endloslangen Zungenbrecher-Namen haben. Wir würden ihn trotzdem alle feiern.
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Über den Autor
Juliane Schreiber
Juliane Schreiber gründete 2018 das Startup Mama Meeting und lernte dabei nicht nur viel über’s Gründen, sondern auch darüber, wie es ist sich als Female Entrepreneur in Start-Up- und Geschäftswelt behaupten zu müssen. Zuvor war sie in leitender Position an der Universität zu Köln tätig, verantwortete den Oberbürgermeisterwahlkampf 2014 für die SPD in Düsseldorf, bloggte und veröffentlichte Bücher rund um Digitalisierung und Beziehungen. Bei TV- und Printredaktionen, sowie in Agenturen in Deutschland und Dubai lernte sie das journalistische Handwerk. Ihre Gründerinnen-Kolumne erscheint wöchentlich auf Gründer.de.