Interview mit Birte Glang über ihr Fitnessprogramm für Mütter
Gründer-Geheimnis: Wie vereint die App MOVE IT MAMA Fitness und Fürsorge?
Featured image: Pressefoto Birte Glang
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
-
Phase 2: Planung
- Noch einmal zurück zum Anfang: Wie hast du dich vor der Gründung informiert?
- Wie hast du den Businessplan für MOVE IT MAMA erstellt?
- Wie hast du es geschafft, ohne Sponsoren weiterzumachen?
- Warum hast du dich bei MOVE IT MAMA für das Abo-Modell entschieden?
- Wie hast du es geschafft, Startup und Familienalltag gleichzeitig zu organisieren?
- Phase 3: Gründung
- Phase 4: Wachstum
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Eigentlich hatte Birte Glang als Model und Schauspielerin schon fast alles erreicht. Von internationalen Modeljobs bis hin zu diversen Rollen in Film und Fernsehen, wie zum Beispiel in der RTL-Vorabendserie „Alles was zählt“. Doch dann kam ihre Schwangerschaft und damit entwickelte sich der Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen und gleichzeitig andere Mütter weltweit zu unterstützen. Herausgekommen ist MOVE IT MAMA, ein Fitnessprogramm für Mamas. Birtes Mission: Alle Mütter vom ersten Tag der Schwangerschaft bis zu drei Jahre danach zu helfen, fit, gesund und selbstbewusst zu bleiben. Bei der Entwicklung verließ sich die Gründerin allerdings nicht nur auf ihr eigenes Empfinden, sondern ließ sich auch von Fitnessexperten, Hebammen und Ärzten beraten.
Alle Workouts drehte sie dann – teilweise hochschwanger – in ihrer zweiten Heimat Los Angeles und bietet diese nun als Gesamtprogramm in ihrer App MOVE IT MAMA an. Bald gibt es dazu im MOVE IT MAMA Shop zusätzlich auch Sport-Equipment, passende Nahrungsmittel und Musik für fitte Mamas. Doch wie fing alles an? Wie schaffte sie den Start in die Selbstständigkeit und wie klappt der Spagat zwischen Gründung und Familienalltag? Wir haben im Interview mit Birte erfahren, welche Strategien zum Erfolg führten und welche Fehler sie trotz ihrer Gründer-Euphorie in Kauf nehmen musste.
Phase 1: Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für MOVE IT MAMA?
Meine Geschäftsidee entstand 2017, als ich schwanger wurde. Denn ab dem ersten Tag der Schwangerschaft war ich verunsichert, was ich selbst als Schwangere für Übungen machen darf. Also was ist gut für mich? Was schadet meinem ungeborenen Kind? Aus der Not entstand die Idee, selber etwas auf die Beine zu stellen. Denn natürlich schaute ich mich um, aber es gab bis dahin nichts ansprechendes für sportliche Frauen, das auf alle Schwangerschaftsphasen explizit eingeht und dich durch diese besondere Zeit begleitet.
Wie hast du erfahren, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handeln könnte?
So richtig bewusst wurde mir das erst, als ich jemandem von meiner Geschäftsidee erzählt habe, der DVDs vertreibt. Dadurch habe ich erfahren, dass Fitness-DVDs, die eine spezielle Zielgruppe abdecken, sich sehr gut verkaufen. Dadurch entstand auch der anfängliche Plan, DVDs mit einem Fitnessprogramm für Mütter anzubieten. Erst kurz danach entschieden wir uns auf die digitale Version im Sinne einer App umzuswitchen, da es mehr Möglichkeiten bietet und besser in die heutige Zeit passt. Deshalb rate ich auch angehenden Gründern, die aktuellen technischen Möglichkeiten zu nutzen, um Abläufe zu vereinfachen.
Phase 2: Planung
Noch einmal zurück zum Anfang: Wie hast du dich vor der Gründung informiert?
Für eine ausführliche Recherche gab es keine Chance, denn wir standen extrem unter Zeitdruck, da ich bereits schwanger war. Deshalb begannen wir auch direkt mit den ersten Aufnahmen und Workouts, um alle Schwangerschaftsphasen abzudecken. Mir war nämlich trotz der Umstände unheimlich wichtig, jede einzelne Phase zu filmen. Das bedeutet, wir wollten Workouts für jedes einzelne Trimester aufnehmen und dabei natürlich auch den zunehmenden Bauchumfang filmisch festhalten. Nur so konnte das Programm funktionieren, wenn die Mütter sehen, dass ich die Übungen alle selbst durchführe. Denn Authentizität ist sehr wichtig, wenn es um so ein sensibles Thema geht.
Wie hast du den Businessplan für MOVE IT MAMA erstellt?
Einen klassischen Businessplan gab es tatsächlich gar nicht. Durch den Zeitdruck zäumten wir das Pferd von hinten auf. Denn nachdem ich die Zusage von einem Vertriebspartner hatte und zusätzlich auch drei verschiedene Buchverlage interessiert waren, legten mein Mann und ich los und versuchten die hohen Entwicklungskosten durch Sponsoring zu tragen. Allerdings dauern solche Verhandlungen häufig mehrere Monate und somit schafften wir es nicht, die Verhandlungen rechtzeitig abzuschließen. Rückblickend hätte ich dort gerne mehr Zeit investiert und auch einen genauen Plan ausgearbeitet.
Wie hast du es geschafft, ohne Sponsoren weiterzumachen?
Statt das Projekt durch fehlendes Sponsoring auf Eis zu legen, entschieden wir uns für einen Privatkredit, was wohl das risikoreichste ist. Vielleicht waren wir durch die Hormone getrieben, aber wohl auch durch die positiven Stimmen um uns herum. Ich war wie besessen, diese Idee umzusetzen. Und so stand ich dann auch schon bereits zwei Monate nach der ersten Idee vor der Kamera in Los Angeles, Kalifornien. Die Workouts selbst entwickelte ich gemeinsam mit Fitnessexperten aus Kanada, der USA und Deutschland. Medizinisch abgesegnet wurden diese dann von Ärzten und Hebammen.
Warum hast du dich bei MOVE IT MAMA für das Abo-Modell entschieden?
Ehrlich gesagt war das keine leichte Entscheidung. Natürlich sagt man, dass ein Abo-Modell für einen kontinuierlichen Finanzstrom sorgt, gleichzeitig musst du den Abonnenten aber inhaltlich einiges bieten. Dennoch finde ich es auch gegenüber dem Usern fair, wenn sie das Produkt erstmal für einen kürzeren Zeitraum buchen können. Zum anderen fühle ich mich nicht wohl dabei, die sehr aufwendig produzierten Workouts für einen einmaligen Preis zu „verheizen“ und am besten noch zeitlich unbegrenzt zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt noch der Sicherheitsaspekt. Ich möchte die Kundin durch das gesamte Programm führen und ihr die richtigen Workouts in der jeweiligen Phase zeigen, statt sie alleine losrennen zu lassen.
Wie hast du es geschafft, Startup und Familienalltag gleichzeitig zu organisieren?
Zu dem Zeitpunkt der Gründung hatten wir ja noch kein Kind, mein Mann André und ich waren quasi auf uns allein gestellt. Während er noch um die Welt reiste und seiner Arbeit nachging, saß ich schon in Los Angeles und arbeitete hochschwanger mit den Programmentwicklern, dem Produktionsteam und einer Assistentin an der Realisierung des Projekts. Heute ist der Spagat ein wesentlich größerer, da ich ja jetzt tatsächlich auch noch Mutter bin. Unseren Wohnsitz in Los Angeles haben wir deshalb auch vorübergehend aufgegeben. Generell ist es im Alltag wichtig, sich zu organisieren und Prioritäten festzulegen, damit nicht viele kleine Aufgaben später zu langwierigen Prozessen führen.
Phase 3: Gründung
Welche Fehler hast du bei der Gründung von MOVE IT MAMA gemacht?
Ich war rückblickend wirklich besessen von MOVE IT MAMA. Doch dieser unbedingte Wille hat es nur ermöglicht, die Produktion in dieser sehr begrenzten Zeit umzusetzen. Dabei blendete ich alle Risiken aus – gesundheitlich und auch finanziell. Doch diese „Kopflosigkeit“ würde ich in diesem Fall nicht als Fehler bezeichnen. Fehler habe ich später gemacht, als ich das Gefühl hatte, ich bräuchte Hilfe und zu schnell auf „Hilfe“ von außen gebaut habe. Also auf Leute, die zwar auch an das Projekt geglaubt haben, aber auch nicht wirklich aus dem Bereich kamen. Im Jahre 2020 ist zudem einiges an Lehrgeld im Bereich Marketing geflossen, was nicht erforderlich gewesen wäre. Mit dem jetzigen Wissen und einem Finanzplan würde ich hier natürlich anders agieren, aber manche Entwicklungen lassen sich nicht vermeiden.
Wie hast du aus deinen anfänglichen Fehlern gelernt?
Jetzt halte ich die Zügel fest in der Hand und die Abläufe funktionieren besser. Alles ist sehr organisiert, ich arbeite mit wirklich tollen jungen Menschen zusammen, die für das Projekt alles geben. Doch ich könnte auch noch mindestens eine bis zwei weitere interessante Personen in das Team mit einbringen. Ich hoffe, dass das in 2021 möglich sein wird. Generell versuche ich die negative Energie aus meinem Gründeralltag zu verbannen, was ich auch angehenden Gründern raten würde. Dafür sage ich mir jeden Morgen „Ein neuer positiver Tag beginnt“ – und dann stürme ich los!
Phase 4: Wachstum
Was waren die bisher größten Meilensteine von MOVE IT MAMA?
Die App MOVE IT MAMA habe ich im Januar 2020 an den Start gebracht, für den App Store und Google Play Store. Dann folgte im August 2020 der Ausstieg bei „Alles was zählt“ als Schauspielerin, um Vollzeit als Gründerin zu agieren. Und das war perfektes Timing, da durch die Corona-Pandemie auf dem freien Markt der Schauspielerei aktuell sowieso wenig gedreht wird. Schon einen Monat später, im September letzten Jahres, war ich dann bei der Gründershow Die Höhle der Löwen zu sehen. Dort bekam ich sehr positives Feedback, aber leider keine Investition. Seitdem haben wir die App und unser Angebot erweitert, dadurch ist der Januar 2021 bisher der erfolgreichste Monat überhaupt. Diese technische Weiterentwicklung ist wichtig für Gründer, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.
Was macht MOVE IT MAMA, im Vergleich zur Konkurrenz, so besonders?
MOVE IT MAMA besitzt ein einzigartiges und nie da gewesenes Konzept aus Mama-Workouts. Es ist abgestimmt auf die einzelnen prä- und postnatalen Phasen und spricht vom Sportanfänger bis langjährigen Sportler alle Fitnesslevel an. Die kalifornische Kulisse und eigenen Musikkompositionen heben das Fitnesskonzept von anderen filmisch ab. Gleichzeitig nehmen die wissenschaftlich unterfütterten Programme den Kundinnen die Angst vor der sportlichen Aktivität in der Schwangerschaft und danach. Die ersten Erfolgsgeschichten zeigen zudem, dass Frauen eine einfachere Schwangerschaft, unkomplizierte Geburt und schneller Heilung verspüren.
Welche Marketing-Kanäle nutzt du für MOVE IT MAMA?
Bei MOVE IT MAMA hat bisher besonders gut die Werbung über Instagram und Facebook funktioniert. Genauso auch die Bewerbung über Google Ads. Das kann ich angehenden Gründern empfehlen, da sich dort gut bestimmte Zielgruppen erreichen lassen. Aktuell ist außerdem auch die Reichweitenerhöhung durch weitere Medien geplant, wie zum durch Platzierungen in Artikeln, Kolumnen und sonstigen Online-Fachzeitschriften.
Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben?
Durchhalten! Zwar muss man immer wieder überprüfen, ob man sich nicht in etwas verrennt, was man vielleicht nur selbst sieht. Denn die Euphorie ist manchmal größer als die realen Bedingungen. Dennoch darfst du dich aber auch nicht ausbremsen lassen. Häufig liegt es nicht an der Idee, sondern daran, dass diese vielleicht noch nicht ganz richtig umgesetzt wurde. Deshalb macht es Sinn, sich einen Plan anzulegen und dabei die Chancen bzw. Risiken abzugleichen. So ergeben sich auch weitere Strategien für die Umsetzung, denn letztendlich geht es immer weiter. Behalte einen klaren Kopf und lass dich nicht unterkriegen!
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.