Interview über den erfolgreichen Aufbau eines Online-Business
Gründer-Geheimnis: Wie startet Likeminded die Zukunft der Psychologie-Beratung?
Featured image: Pressefoto Likeminded
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Welche konkreten Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf das Angebot von Likeminded?
- Ihr habt euch für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
- Ein Blick in die Zukunft: Lohnt sich eine Gründung im Bereich psychologische Online-Beratung?
- Warum lohnt es sich für Gründer, in dem Bereich auch neue Konzepte zu entwickeln?
- Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von Likeminded gemacht?
- Phase 4: Wachstum
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Wenn Gründer einen Firmennamen festlegen, dann sollte dieser im Idealfall auch zur eigenen Vision und dem Geschäftskonzept passen – und diese Voraussetzung können die Gründer der Likeminded GmbH definitiv erfüllen. Denn der englische Begriff „like minded“ lässt sich mit „gleich gesinnt“ übersetzen und passt damit ideal zum Startup von Kimberly Breuer, Maximilian Heberger und Stefan Anca. Ihr Ziel ist es nämlich, Menschen mit gleichen persönlichen Herausforderungen zusammenzubringen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Dafür haben sie seit 2020 mit Likeminded eine Plattform für Online-Beratung aufgebaut, die Gruppen- sowie Einzelgespräche mit Psychologen anbietet. Die Nutzer können sich dabei online anmelden, bleiben zeitlich und räumlich flexibel, doch profitieren gleichzeitig von den Beratungen der geprüften Therapeuten.
Mit diesem Konzept konnte Likeminded bereits Nutzer in der gesamten DACH-Region überzeugen und Anfang des Jahres eine Finanzierungsrunde über 3,5 Mio. Euro abschließen. Gemeinsam mit ihren Investoren steht nun der B2B-Markt im Fokus, um das Angebot zukünftig auch für Firmen zu etablieren. Doch wie genau fing alles an? Und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Kimberly, Maximilian und Stefan erfahren, worauf es bei der Planung ankommt. Außerdem verraten die Gründer, wie die Corona-Pandemie den Mental Health-Bereich beeinflusst und warum sie sich für ein Online-Business entschieden haben.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand euer Fokus auf den Mental Health-Markt?
Eigentlich fing alles so an, dass im persönlichen und im professionellen Umfeld der Bedarf und das Bewusstsein rund um das Thema mentale Gesundheit anstieg. Immer mehr Bekannte berichteten von ihren erfolglosen Versuchen, einen Termin beim Therapeuten zu bekommen. Auch im beruflichen Umfeld stieg die Nachfrage unter Kollegen nach echtem Austausch und Unterstützung in diesem Bereich. Es war klar: Der aktuelle Status Quo im Mental Health-Markt wird nicht ausreichen, um die gestiegene Nachfrage zu decken. Gleichzeitig war es für viele nicht möglich, einen Coach oder Therapeuten privat zu bezahlen. Wir wussten hier also schon früh, dass es einen digitalen und erschwinglichen Ansatz wie Likeminded braucht, um den gestiegenen Bedarf zu decken.
Wann wurde daraus eure Idee für Likeminded?
Als wir dann noch – sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld – beobachteten, dass immer mehr Menschen den Austausch untereinander suchten, kam uns der Gedanke: Wieso nicht einfach mentale Unterstützung durch Experten in Gruppen anbieten und so das Potenzial steigern? Es würde nicht nur eine Person profitieren, sondern gleich mehrere und zwar voneinander. Das war der eine Aspekt. Die anderen sind natürlich sehr persönliche und durchweg positive Erfahrungen in Gruppen und Workshops. Doch auch der verstärkte Aufruf der Krankenkassen und Verbände in der Psychotherapie hat unsere Gedanken damals gestärkt, dass das Timing und das Format unserer Idee passen und wir mit Likeminded an den Markt gehen sollten.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Es gab eine konsistent steigende Nachfrage und sehr positives Feedback von unserem direkten Umfeld, aber vor allem von unseren Prototype-Usern. Deshalb wussten wir, dass die Idee um Likeminded den richtigen Ansatz verfolgte. Generell ist es als Gründer wichtig, direkt Feedback einzuholen, um dann auch einzelne Abläufe sofort anpassen zu können.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte standen bei der Planung für Likeminded an?
Grundsätzlich betrieben wir viel Online Research für Likeminded. Das heißt, wir durchforsteten psychologisches Fachwissen, akademische Reports und die neueste Studien. Aber natürlich spielten auch die wirtschaftlich-technischen Dinge eine essentielle Rolle, daher recherchierten wir auch aktiv auf den Plattformen Medium, Crunchbase und Tech Crunch. Außerdem war Primary Research extrem wichtig für uns, weshalb wir auch zum Beispiel Interviews mit Experten aus der Branche und Versicherungen, Psychotherapeuten, Ausbildungszentren etc. führten. Hinzu kam noch die Unterstützung durch das eigene Netzwerk und durch unseren Investoren.
Wie habt ihr eure Marktanalyse für den Businessplan erstellt?
Für die Marktanalyse im Businessplan ermittelten wir zunächst die Gesamtgröße des Marktes basierend auf den Bevölkerungszahlen und psychologischen Kennzahlen – also wie viele Menschen unter seelischen Herausforderungen leiden. Diese Zahlen wurden dann mit groben, aber realistischen Annahmen der verfügbaren Marktzahlen multipliziert. Generell sollte man bei dieser Berechnung immer etwas konservativer sein, um keine überschätzte Marktgrößen zu erhalten. Zusätzlich lassen sich dann noch das Wachstum und Verschiebungen für die Zukunft in das Modell einbauen, die auf den allgemein anerkannten Trends des Marktes basieren.
Wie habt ihr euren Finanzplan für Likeminded erstellt?
Die Struktur war beim Finanzplan eigentlich ganz klassisch. Denn wir berechneten zunächst den Umsatz sowie die direkten und indirekten Kosten und davon abgeleitet den Profit und Cash Flow für die nächsten fünf Jahre. Am Anfang gab es einen klaren Fokus auf die ersten 12 bis 18 Monate, denn alles andere war sowieso noch zu unklar. Insgesamt sollte der Finanzplan am besten die ersten Monate fokussieren, denn alle anderen Entwicklungen sind genau davon abhängig.
Welche Schritte standen noch an, bis das Angebot von Likeminded an den Start ging?
Bevor wir eine eigene Plattform aufbauten, entwickelten wir erst einmal mit No-Code Tools wie Zapier, Typeform etc. einen ersten Prototypen, um unsere wichtigsten Hypothesen mit echten Usern zu proben. Danach wussten wir mehr über die wichtigsten Features und konnten die Likeminded-Plattform erstellen. Bevor das Angebot dann online ging, definierten wir jedoch nur die Kernprozesse vor. Denn alles andere ergibt und ändert sich dann im täglichen Geschäft. Hier ist es nur wichtig, stets nah am Benutzer zu sein, um die Prozesse schnell und effizient anzupassen.
Phase 3: Gründung
Welche konkreten Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf das Angebot von Likeminded?
Sowohl im B2C- als auch B2B-Bereich konnte man durch die Corona-Pandemie eine große Nachfrage und Offenheit für Mental Health Solutions wahrnehmen. Dabei gab es vor allem im B2C-Bereich eine Unterversorgung in der Psychotherapie. Einige Nutzer von Likeminded berichteten von ihren erfolglosen Versuchen, einen Therapieplatz zu bekommen. Außerdem war die Offenheit im B2B-Bereich für das Thema erstaunlich groß, das hatte vor 2020 noch deutlich anders ausgesehen. Doch seit der Pandemie müssen wir gefühlt keinem Unternehmen mehr erklären, warum mentale Gesundheit wichtig ist.
Ihr habt euch für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
Wir versuchen bei Likeminded alles, bis auf die eigentliche Interaktion zwischen Nutzern und Psychologen, auf ein Minimum zu reduzieren und automatisiert abzubilden. Diese Art der Digitalisierung reduziert natürlich auch den operativen Aufwand und hält somit die Kosten geringer. Gleichzeitig ermöglicht es unseren Mitarbeitenden, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Außerdem reagieren wir durch das Online-Business sehr schnell auf Veränderungen. Denn wir erkennen frühzeitig, wenn die Nachfrage und somit Auslastung unserer Psychologen ansteigt und können entsprechend weiteres Personal rekrutieren, bevor unsere Mitarbeitenden an ihre Grenzen stoßen.
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Ein Blick in die Zukunft: Lohnt sich eine Gründung im Bereich psychologische Online-Beratung?
Ja, definitiv. Die Knappheit in der Versorgung wird sich in den kommenden Jahren eher verschlechtern statt verbessern. Daher wird klassische Psychotherapie im derzeitigen 1:1-Format schlichtweg nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Darüber hinaus gibt es bisher noch zu wenig niederschwellige Angebote, die früher im Prozess ansetzen. Das heißt, bevor Menschen in die schwere Krise rutschen und wir von einem pathologischen Fall sprechen müssen. Zudem ist ja auch die Online-Beratung durch die letzten Monate nahezu normal geworden. Und wenn wir beispielsweise einen Blick in Vorreiter-Länder wie die USA werfen, sehen wir, dass hier immer mehr Online-Beratung stattfindet.
Warum lohnt es sich für Gründer, in dem Bereich auch neue Konzepte zu entwickeln?
Ein spannender Punkt, der für die Entwicklung neuer Konzepte spricht, ist die Dynamik innerhalb der Psychologie, man spricht hier von der dritten Welle. Das bedeutet, dass immer häufiger unterschiedliche Psychotherapie-Schulen kombiniert angewendet werden. Und das ist aus unserer Sicht auch die Zukunft von psychologischer Beratung. Denn hinter jedem bereits bestehenden Konzept befinden sich wertvolle Strategien und Techniken. Da mentale Gesundheit so komplex ist, weil wir Menschen komplex sind, lohnt es sich auch unterschiedliche Methoden zu kombinieren.
Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von Likeminded gemacht?
Es werden sicherlich noch einige wertvolle Learnings hinzukommen, doch rückblickend haben wir zu Beginn der Pandemie die Remote-Kultur etwas unterschätzt – wie viele andere Unternehmen auch. Denn obwohl alle zuhause im Homeoffice sicherer waren, ist es ja der Teamgedanke, der zählt und die tägliche Arbeit so wertvoll macht. Wir als Startup waren aber gerade in der Aufbauphase als die Pandemie einsetzte. Und im Hinblick auf die Zeit danach, haben wir dann mit digitalen Teamevents etc. schnell nachjustiert und wertvolle Zeit in das Wir-Gefühl und unsere Remote-Kultur gesteckt.
Phase 4: Wachstum
Was macht Likeminded im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Unser klares Alleinstellungsmerkmal ist der starke Fokus auf das gemeinsame Bearbeiten von Mental Health unter Betroffenen, denen es ähnlich geht und die ein gleiches Ziel haben. Dabei ist Likeminded zwar ein digitales Mental Health-Produkt, jedoch gibt es bei uns auch Einzelsessions mit einem unserer Psychologen. Dadurch entsteht unser komplett eigenes Format, das es so noch nicht am Markt gibt. Außerdem achten wir sehr auf das Feedback unserer Nutzer und versuchen die Abläufe immer wieder zu optimieren, um eine ganzheitliche Hilfe anzubieten.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bei Likeminded bisher erfolgreich genutzt?
Wir haben mit einem starken Fokus auf SEA begonnen und zeitgleich SEO in Angriff genommen. Das funktionierte gut und verhalf uns zu reichlich Wachstum, da es die “Early Adopter” gut abgreift. Also die, die bereits eine konkrete Absicht besitzen. Zusätzlich beziehen wir auch Retargeting mit ein, wodurch das Nutzerverhalten analysiert wird, was unterstützend sehr wertvoll ist. Außerdem setzen wir auch auf Social Media Ads mit starkem Fokus auf Instagram. Denn dort lassen sich die Nutzer noch konkreter ansprechen.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Wir haben festgestellt, dass es immens wichtig ist, die besten und schlausten Leute um die Vision herum zu sammeln. Dazu gehören Co-Gründer, Team-Mitglieder, Experten und Investoren. Vor allem am Anfang einer Gründung und in den ersten Jahren, sind die Menschen und das Umfeld der größte Trumpf einer Firma. Außerdem lohnt es sich als Strategie, immer nah am User sein und auf das Feedback zu hören. Dabei braucht es eine gesunde Balance aus Idealismus und Realismus. Diese beiden Aspekte, also die tiefe Überzeugung von einer Idee und gleichzeitig eine datenbasierte Entscheidungskraft, sind wichtige Faktoren für den langfristigen Erfolg.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.