Interview über den erfolgreichen Aufbau eines Online-Business
Gründer-Geheimnis: So macht GetSteps aus Einlagen ein digitales Lifestyle-Produkt


Featured image: Pressefoto GetSteps
Mit GetSteps möchten Vincent und Annik das verstaubte Image von orthopädischen Einlagen aufpolieren.
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Zwar hatten sich Annik und Vincent in ihrer beruflichen Laufbahn oft mit einem Businessplan anderer Unternehmen beschäftigt, doch nie an eine eigenes Startup geplant. Bis die beiden 2019 eine innovative Idee entwickeln und damit selbst zu Gründern werden. Ihr Ziel: Das Leben soll mit GetSteps gesünder und glücklicher sein – und bei den Maßeinlagen fängt es an. Durch ihr Online-Business soll es so einfach wie möglich sein, Maßeinlagen zu bekommen und diese als Lifestyleprodukt wahrzunehmen. Dafür bekommen alle Kunden ein Abdruckset nach Hause geliefert, wodurch sich die Maße selbst feststellen lassen. Anschließend werden die passenden Einlagen produziert und versendet.
Von diesem Konzept konnte GetSteps bisher schon viele nationale und internationale Kunden überzeugen. Mittlerweile ist das Startup der größte Online-Anbieter orthopädischer Schuheinlagen Deutschlands und betreibt zwei Locations in Berlin mit insgesamt 20 Mitarbeitern. Neben dem Direktvertrieb setzen die Gründer dabei auch auf Partnerschaften, um zukünftig die Fuß-Daten in Form einer ID bereitzustellen. So kann jeder seine eigenen Daten beim Schuhkauf nutzen kann und damit die Retourenquote reduziert. Aber wie genau fing alles an? Und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Annik erfahren, worauf es bei der Planung ankommt, wie GetSteps auch ohne DHDL-Investoren durchstarten konnte und warum sich die Gründer für ein Online-Business entschieden haben.
Phase 1: Ideenfindung
Wann genau entstand eure Idee für GetSteps?
Tatsächlich trägt Vincent schon Einlagen seitdem er 16 Jahre alt ist. Deshalb sprachen wir über das Thema, als ich wegen Knieschmerzen die Vorbereitung auf einen Halbmarathon abbrechen musste. Dabei empfahl Vincent mir zwar Einlagen, jedoch erwähnte er auch direkt den bis dato sehr aufwendigen Beschaffungsprozess. Also Arzttermin besorgen, dann der oft mit Wartezeiten verbundene Besuch in der Praxis, um ein Rezept zu bekommen. Anschließend Fußabdrücke im Sanitätshaus oder beim Schuhmacherbetrieb abnehmen lassen, eine Woche später die Einlagen abholen und so weiter. Genau das wollten wir verändern und so entstand die Idee zu GetSteps.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Zunächst schauten wir uns die potenzielle Marktgröße an und fanden dabei heraus, dass 70 Prozent der Menschen eine Fußfehlstellung besitzen, aber nur 20 Prozent Einlagen tragen. Es gibt also eine riesige Lücke zwischen denen, die von dem Produkt profitieren würden und denen, die es wirklich nutzen. Da Einlagen jedes Jahr erneuert werden sollten, erkannten wir zudem die Möglichkeit, unsere Kunden über eine lange Zeit zu begleiten.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte standen bei der Planung für GetSteps an?
Der Gesundheitssektor war bis zur Gründung von GetSteps eher neu für uns. Deshalb haben wir viel gelesen und uns mit Gründern im gleichen Bereich ausgetauscht. Außerdem befanden wir uns durch unseren gemeinsamen Arbeitgeber BCG Digital Ventures (BCGDV) in der glücklichen Position, bereits ein tolles Netzwerk aufgebaut zu haben. Dadurch kristallisierten sich schließlich auch einzelne Mentoren heraus, die unsere Entwicklung immer wieder mit bewerteten und uns extrem dazu motivierten, den Schritt zur offiziellen Gründung zu gehen. Generell lohnt es sich für Gründer, ein gutes Netzwerk zu besitzen, um fachliche Fragen weitergeben zu können.
Wie habt ihr euren Businessplan erstellt?
Durch unsere Berufserfahrung beim Inkubator BCGDV hatten wir schon einige Businesspläne erstellt und berechnet, daher waren wir in dem Bereich tatsächlich gut vorbereitet. Bei der Marktanalyse für GetSteps halfen uns dann einerseits die Internet-Recherche, aber auch Experten-Gespräche. Für den Finanzplan wählten wir dabei einen sogenannten Bottom-Up Approach, da wir zunächst die Kunden in den Fokus stellten und danach die allgemeinen Zahlen festlegten. Mit der Zeit bekommt man natürlich immer mehr Informationen, weshalb der Finanzplan so gebaut werden sollte, dass er sich anpassen und erweitern lässt.
Ihr habt euch für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
Genau, GetSteps folgt einem E-Commerce-Modell. Das war für uns alternativlos, da es schließlich unser Hauptziel war, den Beschaffungsprozess maximal zu vereinfachen. Somit ist ein Online-Angebot natürlich der beste Weg. Gerade jetzt in Zeiten von Corona, aber auch dem generell wachsenden Bedarf von Flexibilität und Unabhängigkeit, sind die Vorteile klar sichtbar. Denn unsere Einlagen sind immer und zu jeder Zeit für die Kunden bestellbar. Darüber hinaus ist ein Online-Business auch besonders skalierbar – ein Thema, das für Gründer extrem wichtig ist und immer in die Entscheidungen mit einfließen sollte.
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Phase 3: Gründung
Wie kam es zur Teilnahme von GetSteps bei der Höhle der Löwen?
Wir hatten das große Glück, von der Produktion direkt zu dem Bewerbungsprozess eingeladen zu werden. Insgesamt war die Teilnahme bei der Höhle der Löwen vielseitig motiviert. Einerseits waren wir zu der Zeit sowieso auf der Suche nach neuen Investoren. Außerdem erkannten wir auch den hohen Erfahrungswert und die tolle Möglichkeit, unser Produkt von GetSteps einem breiten Publikum vorstellen zu können. Die DHDL-Investoren sind natürlich besonders, da jeder Einzelne über ein wertvolles Netzwerk verfügt. Das ist natürlich immer ein toller Pluspunkt für die Zusammenarbeit mit Investoren. Je mehr Unterstützung nicht-finanzieller Art man zusätzlich bekommen kann, desto besser.
Mit einem DHDL-Investment hat es nicht geklappt. Wie seid ihr trotzdem erfolgreich durchgestartet?
Bei den Investoren und Finanzen sind wir wie folgt vorgegangen: Zu Beginn haben wir gebootstrapped, um einen ersten Proof of Concept zu bauen und sicherzugehen, dass es einen Markt für die Idee gibt. Dann stand Ende 2019 eine erste Finanzierungsrunde mit zwei Business Angels an. Mit erfolgreichem Abschluss unserer Seed Runde im Herbst 2020 sind mehrere Investoren bei GetSteps an Bord. Es war für uns direkt zu Beginn der Gründung klar, dass wir Investoren dazu holen möchten. Durch eine Finanzierungshilfe sind die Möglichkeiten einfach besser, den Vertrieb sowie die Produktion auszubauen und somit als ganzes Unternehmen schneller zu wachsen.
Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von GetSteps gemacht?
Die Frage wurde uns schon häufiger gestellt und bisher blicken wir glücklicherweise noch auf keine großen Fehler zurück – beziehungsweise versuchen wir mögliche Fehler als Learnings zu verstehen. Jede Entscheidung, die wir treffen, geschieht zu dem jeweiligen Zeitpunkt mit bestem Wissen und Gewissen. Es kann aber immer etwas anders kommen, in einer Gründung spielt natürlich viel Unsicherheit mit.
Dann anders gefragt: Welche Learnings habt ihr aus der Gründung gezogen?
Einige Learnings sind beispielsweise, dass wir zu Beginn immer alle Ideen gleichzeitig umsetzen wollten, was einfach nicht funktioniert. Man muss sich klar fokussieren und Themen nach und nach angehen. Und ein riesiges Learning ist beim Recruiting von Team-Mitgliedern auf die Intuition zu hören. Wir haben unglaublich tolle Mitarbeiter, die als Praktikanten begannen und heute zentrale Schlüsselpositionen bei GetSteps belegen. Und gleichzeitig mussten wir uns auch schon von Teammitgliedern trennen, die leider doch nicht entsprechend performten. Daher wählen wir heute viel mehr nach der persönlichen Überzeugung und der Motivation, die Skills helfen wir ihnen auf dem Weg zu erlernen.
Phase 4: Wachstum
Was macht GetSteps im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Wer orthopädische Schuheinlagen in traditionellen Sanitätshäusern oder Schuhmacherbetrieben bestellt, braucht üblicherweise mehrere Termine. Bei uns konfigurieren Kunden ihre Einlagen online und wir speichern ihre Abdrücke, so dass bei einer Nachbestellung innerhalb von zwei Jahren kein neuer Abdruck benötigt wird. Zudem sind alle Kunden bei GetSteps zu 100 Prozent von Öffnungszeiten unabhängig, was uns auch von anderen Online-Anbietern unterscheidet. Darüber hinaus kosten Einlagen ohne Rezept bei anderen Anbietern bis zu 250 Euro, also ist auch der preisliche Vorteil klar erkennbar.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bei GetSteps bisher erfolgreich genutzt?
Da wir ein klassisches E-Commerce-Modell verfolgen, sind natürlich Online-Werbemittel aller Art wahnsinnig relevant für uns. Hier arbeiten wir mit Google Ads, Instagram und Facebook Ads. Dabei füllen wir unsere Kanäle auch losgelöst von Anzeigen mit spannenden Inhalten, zum Beispiel über Instagram, Facebook, LinkedIn und unseren eigenen Blog. Außerdem nutzen wir PR, geben Interviews oder probieren verrückte Sachen, wie die Teilnahme an Die Höhle der Löwen.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Drei Tipps fallen mir bei dieser Frage ein. Zum einen: Versuche so schnell es geht, deine Idee mit echten Kunden zu testen. Hierbei ist es wichtig, Testpersonen zu finden, die außerhalb des eigenen Bekanntenkreises liegen. Außerdem solltest du das Thema Recruiting frühzeitig angehen. Die richtigen Leute zu finden dauert immer länger als geplant, aber sie machen langfristig den Erfolg deines Unternehmens aus. Und ob beim Produkt, Fundraising oder Partnerschaften – man kann nicht alles parallel machen. Deshalb immer klar fokussieren, ein Thema abschließen und erst dann die nächste Aufgabe angehen.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.