Die Gründerinnen-Kolumne
Kannst Du den Gründern gerade mal das Mikro halten?
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Inhaltsverzeichnis
- Der Schuh passt, aber ich möchte ihn trotzdem nicht anziehen
- Es geht ja nicht um mich als Gründerin, sondern um die Männer
- Als einzige Frau auf einer Bühne verliert man immer irgendwie
- Was also tun? Ablehnen?
- Gründerin und Moderatorin und auch noch Frau, war dann doch zu viel
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Kürzlich erhielt ich eine Anfrage für eine Veranstaltung, bei der es um Role Models aus der Gründerszene gehen sollte. Erfolgreiche Gründer sollten von ihren Herausforderungen und Milestones erzählen. Klang spannend. Im Vorgespräch zum Event sagte mir die Projektleiterin, sie fänden es toll, wenn auch eine Gründerin bei der Veranstaltung zu Wort käme. Das blinkende Werbeschild mit Pfeil und „Hier, Hier, Hier“ über meinem Kopf schien in der Unterhaltung unübersehbar. Dann fragte sie mich, ob ich das Event moderieren könnte. In dieser Rolle sollte ich drei männliche Gründer, die als Speaker für das Event gebucht waren, anmoderieren, interviewen und abmoderieren. Dabei wäre es supi, wenn auch ich irgendwie meine Gründungsexpertise mit einfließen lassen könne. Hachja. Ziemlich schnell gingen die Lichter über meinem Kopf wieder aus. Was tut frau in so einer Situation?
Der Schuh passt, aber ich möchte ihn trotzdem nicht anziehen
Die Anfrage war nicht unverschämt, eigentlich. Oder doch? Ich moderier zweimal monatlich unsere Mama Meetings, Online-Festivals und Events, die wir in Unternehmen rund ums Thema Vereinbarkeit organisieren und durchführen. Als eine der Leiterin des Zertifikatslehrgangs Vereinbarkeits Manager/in (IHK) übernehme ich eine Doppelrolle als Expertin und moderierende Lehrkraft. Ich moderiere häufig und habe Spaß dabei. Wenn man mich fragt, ob ich als Moderation für was auch immer zur Verfügung stehe, würde ich in 9 von 10 Fällen ja sagen. Und doch ist da eben der eine Fall, wo es mir schwer fällt.
Es geht ja nicht um mich als Gründerin, sondern um die Männer
Denn als weibliche Gründerin ausschließlich männliche Gründer als erfolgreiche Vorbilder zu präsentieren, mir von ihnen live vor Publikum erklären zu lassen, wie die Welt funktioniert und wie sie „es geschafft haben“, weckt in meinem Magen ein Grummeln. Vorab: Ich mag männliche Gründer. Ich rede gerne mit ihnen. Ich bin sogar mit einem verheiratet. Aber ich glaube nicht, dass Männer etwas besser können, weil sie Männer sind; mit Ausnahme von Pinkeln im Stehen und Dinge mit Urin in den Schnee schreiben. Bisher habe ich aber von keinem Business Case gehört, in dem das die entscheidenden Kompetenzen waren.
Als einzige Frau auf einer Bühne verliert man immer irgendwie
Die Rolle als die eine Frau auf einer Bühne ist so schon unangenehm. Denn selbst als Gast, ist man eben nicht Gründerin von XY, sondern immer die Frau auf der Bühne, die weibliche Gründerin, das Symbol für Frauen können das auch. Wenn du als die eine Frau auf der Bühne was Blödes sagst, dann hält man das ALLEN Frauen nach oder noch schlimmer, andere Frauen distanzieren sich von dir. Bist du zu gut, passiert das auch. Dann distanzieren sich andere Frauen von dir, weil du ja überhöhte Erwartungen wecken würdest. Als die Eine, die Außerwählte, kannst du nicht gewinnen. Das gilt für Bühnen und Führungsetagen gleichermaßen. Genau darum gibt es Frauen, die keine Quotenfrauen sein wollen.
Was also tun? Ablehnen?
Wenn ich nun aber auf diese Bühne gehe, mit der Aufgabe, die männlichen Gäste des Abends anzukündigen und gut aussehen zu lassen, besteht diese Handlung keinen Bechdel-Test. Und jeder „Ich bin ja auch Gründerin“-Einblick, ginge unter als Seitenkommentar einer Moderatorin, die ihre Rolle auf der Bühne nicht versteht. Was habe ich also auf die Anfrage getan? Abgelehnt?
Gründerin und Moderatorin und auch noch Frau, war dann doch zu viel
Nein. Denn während ich hin und her überlegte, sprach ich mit einer Freundin, die ebenfalls Unternehmerin ist, über einen großen Schritt, der in ihrer Karriere bevorstand. „Wenn du eine Chance bekommst, dann schlägst du die nicht aus. Schon gar nicht als Frau“, sagte sie auf ihre Situation bezogen, doch gab mir damit einen willkommen Rat für meine. Die Sichtbarkeit von Gründerinnen ist geringer als die von männlichen Gründern. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Doch bekommt man als Frau ein Mikro, dann ist es fatal das abzulehnen. Vermutlich würde auch kein Mann eine Gelegenheit auf einer Bühne zu sprechen ausschlagen, egal wie oder wozu. Ich sagte also zu, räumte mir meinen Kalender frei und…bekam kurz darauf eine Absage. Man hätte sich dann doch für eine Moderatorin entschieden, die einfach nur Moderatorin ist, ohne Doppelrolle und zweite Identität. Immerhin haben sie nicht entschieden: „Wir lassen das mit den Frauen auf der Bühne doch lieber ganz, macht alles nur kompliziert.“
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Über den Autor
Juliane Schreiber
Juliane Schreiber gründete 2018 das Startup Mama Meeting und lernte dabei nicht nur viel über’s Gründen, sondern auch darüber, wie es ist sich als Female Entrepreneur in Start-Up- und Geschäftswelt behaupten zu müssen. Zuvor war sie in leitender Position an der Universität zu Köln tätig, verantwortete den Oberbürgermeisterwahlkampf 2014 für die SPD in Düsseldorf, bloggte und veröffentlichte Bücher rund um Digitalisierung und Beziehungen. Bei TV- und Printredaktionen, sowie in Agenturen in Deutschland und Dubai lernte sie das journalistische Handwerk. Ihre Gründerinnen-Kolumne erscheint wöchentlich auf Gründer.de.